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Dossier 'KONTAKTANZEIGE'

Dieses Dossier zum Oberthema Kontaktanzeigen macht Sie zum Online-Flirtprofi!

Wir verraten Ihnen hier neben der historischen Entwicklung und dem aktuellen Stand der Forschung auch, welches die besten Kontaktanzeigen-Portale sind und wie Ihre optimale Kontaktanzeige aussehen sollte.

1. Die Kontaktanzeige im Wandel der Zeit

Setzen Sie sich in unsere literarische Zeitmaschine. Seien Sie hautnah dabei, wie sich die deutsche Gesellschaft im Laufe der letzten Jahrhunderte kontrovers mit dem Thema "Kontaktanzeige" und "Partnergesuche" auseinandersetzte.

Erfahren Sie, wofür die Abkürzungen in der guten alten Print-Zeit stammten und was es mit der erotischen Kontaktanzeige und deren Akzeptanz auf sich hat.

 


1.1 Partnergesuche per Anzeige und die gesellschaftliche Akzeptanz

Es ist schon erstaunlich, wie sich die Deutschen mit der Akzeptanz der Partnergesuche mittels Anzeigen in jeder Epoche schwer taten. Ob Partnergesuche, Heiratsgesuche und Bekanntschaftsanzeigen in Zeitungen oder die heutigen Kontaktanzeigen in Singlebörsen, allen Anzeigen-Formen gemeinsam ist, dass sie einen schweren Stand in der gesellschaftlichen Akzeptanz hatten, bevor sie ihren Erfolgszug begannen.

Warum die Bürger Heiratsgesuche via Anzeigen in der Zeitung verachteten

Das Bürgertum trug in der Zeit seines Bestehens stets den Anspruch vor sich her, moralisch besonders streng und urteilssicher zu sein.

Wer diese Moral allerdings genauer unter die Lupe nimmt, weiß, dass dies nur gelang, indem man eine undurchdringliche Fassade um das herum aufbaute, was in der Familie vorging, während es dahinter alle erdenklichen Lüste und deren Verwirrungen gab, die man sich nur vorstellen konnte.

Damit die Fassade hielt, musste man auch nur die leisesten Tendenzen vermeiden, das private Leben an die Öffentlichkeit zu bringen – der Satz „darüber spricht man nicht“ erstickte jeden Anflug der Kommunikation mit anderen und über Partnergesuche insbesondere.

Heiratsgesuche oder Partnergesuche mittels einer Anzeige in der Zeitung war nun allerdings genau das Gegenteil – man musste eine Hand in die Öffentlichkeit hinausstrecken, um einen Ring daran zu bekommen – und sofort entbrannte eine heftige Diskussion darüber, ob es denn „schicklich“ sei, via Heiratsgesuch in einer Anzeige einen Ehepartner zu finden.

Sehr schnell machten sich Meinungen über Heiratsgesuche und Partnergesuche mittels Anzeigen breit, die etwa so beschrieben werden können:

  • „Bei ihr oder ihm kann ja nicht alles in Ordnung sein, sonst würde er doch Bekannte um die Vermittlung bitten“.
  • „Es ist unsittlich, sich der Öffentlichkeit preiszugeben und es führt zu nichts Gutem“.
  • „Das Schicksal oder die Vorsehung hat bereits einen Partner ausgewählt oder jemanden zur Ehelosigkeit bestimmt. Es ist frevelhaft, hier einzugreifen“.

Nach einiger Zeit sah man Partnergesuche, die den Passus enthielten „Ich suche auf dem heute nicht mehr ganz ungewöhnlichem Wege …“, der als Rechtfertigung nach außen gelten sollte – und doch nicht übertünchen konnte, dass die bürgerliche Gesellschaft diese Inserenten verachtete.

Auszug aus der NZZ:

"Partnerschaftsinserate passen nicht in die Biografie. Sich selbst zugeben müssen, dass man sich einsam fühle, sei schon schlimm genug - dass es die anderen noch schwarz auf weiß mitbekommen, nein danke!

Dies auch, weil man durch die Partnerschaftssuche nicht zuletzt dem Druck von Berufskollegen, Freunden und Elternhaus nachgegeben habe. Gepaarte haben Prestige. Aber nicht, wenn die anderen erzählen: Ach weißt du, die haben sich per Inserat kennengelernt."

Man nannte die Damen und Herren, die sich so trafen, „Anzeigenbekanntschaften“ und bedeutete ihnen, wie sehr man sie verachtete.

Viele Paare, die sich dennoch so kennengelernt hatte, verschleierten deshalb die Geschichte ihres Kennenlernens und verlegten sie auf eine Veranstaltung, an der man "zufällig gemeinsam teilgenommen habe".

Noch bis in die 1990-er Jahre galt, dass man besser niemals sagte, dass man sich auf ein Partnergesuch via Bekanntschaftsanzeige, den Nachfolger der Heiratsanzeige, kennengelernt hatte.

Partnergesuche via Online Dating - 7.000.000 sind dabei, nur ich nicht...

Dem Online Dating ging es kurz nach der "Geburt" nicht anders als den Heiratsgesuchen und Partnergesuchen in den Zeitungen. Zuerst wurde in der Öffentlichkeit kolportiert, dass im Internet nur IT-Studenten auf Partnersuche sind oder Männer auf Suche nach einem außerehelichen Abenteuer.

Dann kam die Phase in der die Medien sich auf das Online Dating stürzten und damit natürlich die Aufmerksamkeit der Singles auf Partnersuche auf das neue Kontakt-Medium lenkten.

Die Singlebörsen und Partnervermittlungen erlebten einen regelrechten Run auf ihre Flirt-Angebote. Wenn man allerdings im Bekanntenkreis fragte, ob jemand auch Online Dating und einen Partnergesuch geschaltet hat, so kannte derjenige immer nur einen, der jemand kennt, der angeblich online auf Partnersuche ist...

Mittlerweile ist die Partnersuche im Internet gesellschaftlich akzeptiert. Millionen von Singles nutzen die Angebote zur Online-Partnersuche und geben es sogar gerne zu, denn Online-Dating ist mittlerweile hip und trendy. Auf Partys ist es kein Tabu mehr zu zugeben, dass man im Web flirtet und ein Partnergesuch in einer Singlebörse online gestellt hat. Im Gegenteil, man berichtet amüsiert über die letzten Dates, die man gerade gehabt hat.


1.2 Heiratsannonce und Mitgift

Im 18. und 19. Jahhundert wird das gesellschaftliche Leben von Männern dominiert. In Wirtschaft und Politik sind es Männer, die das Sagen haben. Die Mitgift stand noch hoch im Kurs, denn das standesgemäße Leben sollte vom Brautvater im Voraus bezahlt werden.

In Heiratsannoncen aus dieser Zeit wurden finanzielle Vorstellungen klar benannt. Das änderte sich dann nach dem ersten Weltkrieg und wandelte sich bis ins Jahr 2000 weiterhin enorm.

Kontaktanzeigen und Heiratsannoncen im 18. sowie 19 Jhd. - eine Zeitreise

Bevor man sich überhaupt der Heiratsannonce zuwendet, muss man sich die Situation des Bürgertums im 18. und 19. Jahrhundert vor Augen führen:


Das gesamte wirtschaftliche und politische Leben der Städte wird zumindest nach Außen hin von Männern dominiert.

Sie sammeln Vermögen in Geld und Immobilien und versuchen von Generation zu Generation, das Grundvermögen zu halten und es möglichst durch geschickte Geschäftstätigkeit zu vermehren.

Sicher – um das Vermögen weiter zu vererben und den Namen des Kaufmanns weiterhin in Ehren zu halten, braucht man Nachkommen, aber da ergibt sich ein Problem: Nach der allgemeinen Auffassung des Bürgertums darf eine Ehefrau den Gatten finanziell bestenfalls geringfügig belasten.

Das standesgemäße Leben, das die Tochter im Haus der Eltern gewohnt war und das ihr nun auch als Ehefrau gebührt, ist allerdings teuer und aufwendig – und es wird erwartet, dass es vom Brautvater im Voraus bezahlt wird.

Die Mitgift in der Heiratsannonce bis zum 20. Jahrhundert

Diese Vorauszahlung wird Mitgift genannt. Sie ist der Schlüssel zur Ehe – denn wenn es keine Mitgift gibt, bleibt die Tochter „sitzen“ und kann nicht heiraten.

Die Mitgift, die ein Brautvater im 19. Jahrhundert seiner Tochter mitgeben musste, um sie standesgemäß zu verheiraten, betrug zwischen 50.000 und 200.000 Reichsmark für eine bürgerliche Ehe. Nach unserem heutigen Geldverständnis sind dies Millionenbeträge, die wir gut und gerne mit dem Faktor 25 bis 50 multiplizieren können, um auf den heutigen Eurowert zu kommen.

Bereits in der Heiratsannonce wurde klar gemacht, was man vom Brautvater erwartete: „Sofortiges, disponibles Vermögen von ca. 150 – 200 Mille erwünscht“.

Dass dergleichen auch geboten wurde, beweist diese Heiratsannonce: „Suche für meine Tochter, evangelisch, 25 Jahre … (folgt die Beschreibung) bei angenehmer Aussteuer von 5000 Mark als Zinsen aus einem sichergestellten Kapital von 100.000 Mark“. Diese Zinsen überstiegen bereits das Jahreseinkommen eines Professors.

Wer einen wirklichen Adelstitel für seine Tochter wollte, musste noch tiefer in die Tasche greifen: Für vier Millionen Mark Mitgift wollte ein österreichischer Adliger die Ehe eingehen – die Hälfte davon sollte mindestens am Hochzeitstag ausgezahlt werden.

Wurde bewusst eine Konvenienzehe („Vernunftehe“) via Heiratsannonce gesucht oder geboten, fielen die Geldwünsche in der Regel höher aus als bei einer Neigungsehe. Das typische Merkmal der Konvenienzehe war ja, dass die Tochter so gut wie gar keinen Einfluss daraus hatte, wen sie heiraten würde – die Eltern wählten den in Frage kommenden Ehemann aus und verhandelten mit ihm den Ehevertrag – durchaus im Glauben, damit das Beste für die Tochter zu tun.

Die sogenannte „Tochterempörung“ war selten – und selbst wenn die Tochter protestierte, wurde ihr mit sanfter Gewalt nahegelegt, doch den Weg der Vernunft zu wählen.

Die Töchter selbst suchten für sich natürlich ebenso einen Ausweg aus der unbefriedigenden Situation, „sitzen zu bleiben“ und erwarteten, dass sie als Hausherrin in einem vergleichbaren Haushalt mehr Macht, Einfluss und Freiheiten haben würden als im Elternhaus.

Die aus der romantischen Literatur bekannte „Liebesheirat“ existierte vor allem in den Köpfen der Dichter – die Tochter hatte, wenn überhaupt, ein sehr geringfügiges Mitspracherecht bei der Partnerwahl. Zwar wurde für die eher sensible Tochter mit künstlerischen Neigungen dann doch eher eine „Neigungsheirat“ als eine Konvenienzehe gesucht, der Tenor der Heiratsannonce aber war der gleiche:


Für meine Verwandet, 20 Jahre, vornehme, hübsche, blonde, intelligente sehr musikalische Jüdin, einziges Kind, wird Neigungsheirat gewünscht. Mitgift 50.000 M.

Auffällig ist, dass seitens der Eltern darauf geachtet wird, dass der Herr „nachweisbar ein hohes Einkommen“ besitzt, während die Suchenden möglichst zu verschleiern suchen, welche Vermögenswerte sie besitzen – bestenfalls wird mal geschrieben: „Schulden sind keine vorhanden“.

Es blieb nicht aus, dass die Heiratsannoncen zahllose „Mitgiftjäger“ anlockte, die gar nicht daran dachten, eine solide Ehe zu führen, sondern das Geld nahmen und es – mal mit Huren, mal am Spieltisch – durchbrachte, wenn ihnen nicht überhaupt bereits das Wasser bis zum Halse stand und eine Mitgift die einzige Chance war, die Schulden zu bezahlen.

Interessant ist anzumerken, dass auch die zweite oder dritte Ehe oft über eine Heiratsannonce gesucht wurde – und in diesem Fall auch ohne Mitgift. Der Grund liegt im Kindbettfieber, dass viele Frauen bei der Geburt eines ihrer Kinder hinwegrafft. Der Ehemann musste sich dann innerhalb kürzester Zeit nach einer neuen Frau umsehen, die den Haushalt und die Kinder versorgte.

Die Heiratsannonce in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg

Der Erste Weltkrieg und die auf ihn folgende Inflation (1914 bis 1923) zwingt das Bürgertum in die Knie. Die „Mitgift“ als lebenslanger Unterhalt für die Ehefrau fällt weg und an ihre Stelle tritt die Aussteuer, die in mehr und mehr in Sachwerten angespart wird.

Die Heiratsannonce hat nun andere Aufgaben. Frauen suchen jetzt selber via Heiratsannonce nach einem Ersatz für die im Krieg getöteten Ehemänner – nicht nur, um ihren Status zu verbessern, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen – zum Beispiel, weil der Handwerksbetrieb durch einen Meister fortgeführt werden muss.

Auch die reine Neigungsheirat wird mehr und mehr mit Hilfe einer Heiratsannonce gesucht – vor allem deshalb, weil sich vor Ort keine passende Partie fand. Auch das „Hinaufheiraten“, also die Heirat in bessere Stände, war am leichtesten mit der Heiratsanzeige zu bewältigen.

Ebenfalls wurden sogenannte „Einheiraten“ über Heiratsannoncen feilgeboten – zumeist dann, wenn der Unternehmer keine Söhne hatte – die Tochter wurde dann als Köder benutzt, um einen Schwiegersohn zu finden, der die Fähigkeit hatte, das Unternehmen weiter zu führen. In jenen Jahren kamen auch erstmals „verdeckte“ Heiratsannoncen auf, mit deren Hilfe nicht Ehefrauen gesucht wurden, sondern Mätressen.

Die Heiratsannonce zwischen 1950 und 2000

Sowohl Eheinstitute wie auch die Heiratsannonce feierten nach dem Zweiten Weltkrieg wahre Triumphe: Abermals dezimierte sich die Anzahl heiratsfähiger Männer, während die Sehnsüchte der Frauen nach lustvollen Begegnungen stiegen. Die „alten Vermögen“ waren nun endgültig zusammengeschmolzen und eine neue Klasse von Wohlstandsgewinnlern entstand – und alle wollten vor allem eines: Lustvoll genießen.

Das allerdings verhinderte vorläufig noch die offizielle Moral, doch klang auch in Heiratsannoncen nun immer mehr durch, dass man sich nicht nur für die Ehe, sondern auch durchaus für die Lust an der Liebe interessierte.

Etwa zu Anfang der 1970er Jahre verlor die Heiratsannonce mehr und mehr an Glanz, weil sich die Lebensformen weitgehend verändert hatten:


Verliebt – verlobt – verheiratet galt nicht mehr.

Anstelle der „baldigen Ehe“ trat die „Beziehung“, die meist darin bestand, gemeinsam eine Wohnung zu nehmen.

Ab den 1970er Jahren bestanden die „Heiratsannoncen“ fast nur noch aus lächerlichen Agenturanzeigen von Heiratsvermittlern, die als „Eigenanzeigen“ getarnt waren.

Die Herren waren stets Akademiker von feinstem Charakter, die Damen lebensfrohe junge Mädchen, die schon bald „mit ihrem kleinen Auto vor deiner Tür“ stehen würden.

Da es beide nicht wirklich "im Bestand" gab, bemühte man Schriftsteller, um die Profile zu erdichten und Modellagenturen, um Bilder zur Verfügung zu stellen.

Ein Textbeispiel für eine Heiratsannonce:

"Andrea 21 schminkt sich nicht und malt sich nicht die Lippen an – sie ist mehr für das Häusliche. Musik und Fernsehen liebt sie, fährt aber auch gerne mit ihrem kleinen Auto ins Grüne.

Am liebsten aber würde ich mit meinem kleinen Auto zu dir fahren – zu einem lieben, schlichten Mann. Wenn ich nur wüsste, wo du wohnst!

Beschreibe mir doch genau den Weg – wie ich fahren muss – damit ich dich auch finde. Vielleicht auch eine kleine Zeichnung, damit ich den Weg zu dir finde? Vielleicht bin ich dann ja schon am Sonntag bei Dir."

Nach und nach flogen diese betrügerischen Heiratsagenturen auf – und übrig geblieben sind vielleicht noch ein Dutzend namhafte Heiratsvermittlungen in der gesamten Bundesrepublik, die man hin und wieder unter “Heiraten“ findet.

Der gesamte Anzeigenmarkt der Heiratsannoncen ist seit 1970 so gut wie überall in die „Bekanntschaftsanzeigen“ übergegangen.

Seit etwa 1998 verschwindet auch die Heiratsannonce mehr und mehr und mehr aus den Anzeigenteilen der Zeitungen, weil das neue Medium „Internet“ und damit die Online-Partnersuche mit ihren Kontaktannoncen erweiterte Möglichkeiten bietet, die den Heiratsanzeigen in den Printmedien deutlich überlegen sind.

Die meisten Singles, die früher in Heiratsannoncen nach dem Partner fürs Leben gesucht haben bedienen sich jetzt einer Online Partnervermittlung. Männer, die eine russische Frau heiraten wollen, wenden sich an einen Partnervermittler für Ost-Europa.


1.3 Heiratsanzeigen vor dem 19. Jahrhundert

In den folgenden Abschnitten erfahren Sie etwas über Heiratsanzeigen vor dem 19. Jahrhundert, wann die erste Heiratsanzeige entdeckt wurde und wie der Markt für Heiratsanzeigen allgemein aussah und sich veränderte im Laufe der Zeit.

Heiratsanzeige neben Infos zu Landwirtschaft und Handel

Am 19. Juli 1695 erschien in Houghtons Wochenblatt die erste verbürgte Heiratsanzeige. Dort suchte ein „Ein Herr von etwa 30 Jahren mit ansehnlichem Besitz für die Ehe eine junge Dame mit einem Vermögen von ca. 3000 Pfund”. An der genauen Angabe zur Mitgift sollten wir uns nicht stören – sie war in jener Zeit eine der Voraussetzungen für die Eheschließung bürgerlicher Töchter.

Der Markt für Heiratsanzeigen

Parallel dazu entstand ebenfalls im 17. Jahrhundert ein Anzeigenmarkt, der eher dem heutigen Heiratsanzeigen-Markt in Anzeigenblättern entspricht: Am 29. September 1650 eröffnet Henry Robinson in der Londoner Threadneedle Street eine Vermittlungsagentur, in der unter anderem auch „Encounter“ (Begegnungen) vermittelt wurden.

Auch hier wurde weitgehend mit öffentlichen Ankündigungen gearbeitet – ob tatsächlich eine Maklertätigkeit stattfand, ist nicht gewiss. Eine der Heiratsanzeigen lautete:


Sir John Dimly, Lord of Manor of Charleton and Henry Castle, wünscht einen Vertrag der Ehe mit einer jungen Frau zu schließen. Die Frau muss ein eigenes Vermögen von 300 Guineas besitzen. Es ist gleich, ob sie Jungfrau oder Witwe ist oder ob sie von ihrem vorherigen Ehemann schwanger ist.

Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass es im 17. Und 18. Jahrhundert noch keine wirkliche Trennung von „Heiratsanzeigen“ und Heiratsvermittlungen gab, sodass alle Schilderungen aus dieser Zeit mit Vorsicht zu genießen sind. Tatsächlich aber erreichte 1769 eine englische Dame mit einer Heiratsanzeige einen Rekord an Zuschriften, der sich auch heute noch sehen lassen kann: 279 Männer wollten die Lady heiraten.

Wir müssen uns vergegenwärtigen, dass Zeitungen in Deutschland bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts noch relativ schwach verbreitet waren – und vor allem, dass es nur wenige Menschen gab, die Lesen und Schreiben konnten.

Zwar wird behauptet, dass die allgemeine Schulpflicht (beispielsweise in Deutschland) bereits zu Luthers Zeiten eingeführt wurde, jedoch konnte sie in Ermanglung von Lehrkräften gar nicht durchgesetzt werden. Heiratsanzeigen oder gar Heiratsmärkte waren in Deutschland bis in die Anfänge des 19. Jahrhunderts also mehr oder weniger nicht vorhanden.


1.4 Konkurrenz um 1900: Empfehlung oder Heiratsinserate

Um 1900 herum war es immernoch üblich eine Heirat durch systematische Empfehlungen und geplante Entscheidungen der Eltern zu begehen. Das ging so lange gut, bis die Heiratsinserate kamen. 

Wie Heiratsinserate familiäre Empfehlungen ablösten

Neben den Heiratsinseraten war der übliche Weg, sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kennenzulernen, über nachbarschaftliche Kontakte, Geschäftskontakt der Kaufleute oder über Empfehlungen. Die Töchter wurden sozusagen systematisch an einen adäquaten Mann weitergegeben - adäquat aus Sicht der Familien, nicht der betroffenen Dame.

In einer Schrift über die Heiratsinserate, die etwa aus dem Jahre 1890 stammt, sinniert ein Witwer:


Ich hätte mich beinahe mit der Idee angefreundet, es einmal mit der modernen Form einer Heiratsannonce zu versuchen, als ich zwei Empfehlungen erhielt: die eine von einer Frau G., die mir jedoch nach reiflicher Überlegung aufgrund ihres Renommees nicht als Hausfrau zu passen schien, und einer Gewerbelehrerin, die ich schließlich anschrieb, um mit der Bahn zu ihr zu fahren und ihr meine Aufwartung zu machen.

In der Tat heiratete man nach äußerst kurzer Verlobungszeit dann 1891. Das Beispiel mag zeigen, wie sehr sich die Welt bereits um 1900 verändert hatte: Man konnte nicht nur ein Heiratsinserat aufgeben, sondern auch bereits mit der Bahn zu einer entfernten Ehesuchenden fahren.

Allerdings wurde damals selbst bei einem Kontakt über ein Heiratsinserat noch erwartet, dass die Entscheidung für eine Verlobung ohne große Kennenlernphase vonstattenging – und dies war abermals ein Beweis dafür, wie wenig das Bild von den „romantischen“ Liebesbeziehungen oder „Neigungsehen“ für eine Hochzeit Ende des 19.Jahrhunderts stimmte.


1.5 Historie der Heiratsannonce - Erste Blütezeit der Heiratsannoncen

Die erste Blüte der Heiratsannonce kam mit der Zeitung. Väter mit Töchtern freuten sich, konnten sie nun endlich mittels einer Heiratsannonce ihre Tocher an den Mann bringen. Damals zählte jedoch weniger das Aussehen der zu verheiratenden Frau als vielmehr deren Mitgift.

Boom der Heiratannoncen abhängig vom Zeitungswesen

Obwohl die Heiratsannoncen auch vor dem 19. Jahrhundert schon eine gewisse Popularität genossen, war ihre große Zeit noch nicht gekommen. Der Grund lag vor allem darin, dass die Zeitung als Medium sich damals noch nicht vollständig durchgesetzt hatte – vor allem, weil es viel zu teuer und aufwendig war, Zeitungen zu drucken.

Das kann man sich in der heutigen Zeit der Online Partnervermittlungen gar nicht mehr vorstellen.

Die Zeitung setzt sich durch und damit auch die Heiratsannonce

Dies änderte sich erst in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, als die Rotationspresse und die Linotype-Setzmaschine erfunden wurden – und ab etwa diesem Zeitpunkt feierte dann auch die „Heiratsannoncen“ , wie man damals sagte, erste Triumphe.

Der Grund für den Erfolg der Heiratsannoncen lag vor allem darin, dass die städtischen Bürger keine wirkliche Verwendung für ihre Töchter hatten. Das Geschäft des Vaters wurde an die Söhne vererbt – Töchter hielt man damals für völlig ungeeignet, ein Geschäft zu führen. Der bürgerliche Vater sorgte also dafür, dass die Söhne aus dem Vermögen des Vaters und der Übernahme seines Geschäfts ein stetiges Einkommen hatten.

Die Eltern gaben Heiratsannoncen für ihre Töchter auf

Die Töchter mussten also verheiratet werden - und der Schlüssel dazu war nicht die Schönheit der Tochter, sondern die Höhe der Mitgift. Zur Erläuterung für die heute lebenden Menschen muss gesagt werden, dass so gut wie keine Frau damals einen Beruf lernte, geschweige denn einen, der einträglich genug war, um sich selbst ernähren zu können.

Aus diesem Grund wurde erwartet, dass der Brautvater durch die Mitgift den Unterhalt der Tochter bis zu deren Lebensende sicherstellte. Es war unüblich, dass Töchter selber Heiratsannoncen aufgaben. In der Regel suchten die Eltern einen passenden Ehemann per Heiratsannonce, wenn sich im näheren oder weiteren Umfeld der Familie keine passenden Partien boten.


1.6 Chiffreanzeigen: Boom und Niedergang der Heiratsanzeige

Auch im 19. und frühen 20. Jahrhundert waren es nicht immer die private Heiratsanzeige, in der ein Ehemann für die Tochter gesucht wurde – auch die Heiratsagenturen oder Ehevermittler annoncierten kräftig mit – sodass man am Ende oft nicht wusste, von wem die Heiratsannonce stammte.

Die Eigenanzeige und Chiffreanzeigen

Damals setzte sich nach und nach durch, das Wort „Eigenanzeige“ für die private Heiratsanzeige zu verwenden. Bei diesen Privat-Heiratsannoncen wurde und wird nahezu ausschließlich mit der sogenannten Chiffreanzeige gearbeitet.


Wichtigstes Merkmal einer Chiffreanzeige: Der Inserent bleibt anonym und namentlich nicht genannt.

Deshalb ist eine Chiffre-Anzeige zur Erkennung mit einer Nummer oder einem Kennwort versehen. Diese "Markierung" muss auch erwähnt werden, wenn man auf eine solche Anzeige reagieren möchte.

Im 20. Jahrhundert erlebte die Heiratsanzeige sowohl Blüten wie auch Abstürze – denn das Bürgertum war spätestens nach dem Ersten Weltkrieg (1917) nicht mehr das, was es zuvor war: man spielet sich selbst, imitierte den Adel, ohne wirklich mit ihm gleichziehen zu können und verlor vor allem durch die Inflationen nach dem ersten und Zweiten Weltkrieg erheblich an Geld.

Die Heiratsanzeige stirbt aus

Der Glanz und die Gloria des Bürgertums erstarrte immer mehr in Ritualen, die insbesondere der Jugend nicht mehr geheuer waren, sodass es ab Mitte der 1960er Jahre erhebliche Proteste gegen diese beherrschende Lebensform gab – und mit dem Verlust der Macht des Bürgertums, den Historiker auf die Mitte des 20. Jahrhunderts legen, verstarb auch die Heiratsanzeige.

Der Niedergang der Heiratsanzeige hatte viele Ursachen. Eine lag in der Tatsache, dass man nicht mehr ausdrücklich „zwecks Heirat“ suchte, sondern um eine passende Partnerin oder einen passenden Partner auswählen zu können. Zwar war das Ziel nach wie vor das Zusammenleben, aber man wollte eben keine kurzfristig anberaumten Verlobungen mehr, die dann nach spätestens einem Jahr in die Ehe münden mussten.

Zudem tummelten sich in den "Heiratsanzeigen-Spalten" immer mehr obskure Heiratsvermittler, die mit ihren Heiratsanzeigen das Blaue vom Himmel herunter versprachen. Ein Teil der angeblich privaten Heiratsanzeigen von Singles auf Partnersuche, insbesondere solche von sehnsüchtigen jungen Mädchen und seriösen älteren Herrn, waren alles andere als privat, sie waren oft nicht einmal eine Heiratsanzeige für tatsächlich existierende Personen, sondern wurden von Schriftstellern im Auftrag der Vermittler erdichtet.

Dies führte zu so vielen Komplikationen, dass manche Zeitungen diese Heiratsanzeigen mit geheimen Codes, wie zum Beispiel abweichenden Chiffrenummern kennzeichneten. Die Fotos erhielten dann Zusätze wie „Bild typenähnlich“, weil man Bilder von Fotomodellen verwendete. Einige Inserenten behalfen sich noch mit dem Zusatz „Eigenanzeige“ – aber irgendwann hatte der Spuk dann ein Ende.

Die Bekanntschaftsanzeige löste die Heiratsanzeige ab – und so ist es bis heute geblieben.


1.7 Bekanntschaftsanzeigen - der neue Stern am Anzeigenhimmel

Das Ende der Heiratsanzeige und die Geburt der Bekanntschaftsanzeigen beginnt mit einer neuen Lebensform: der Ehe nach Probe. War das Ziel gegen 1900 noch, nach wenigen Treffen zur Verlobung zu schreiten, so wandelte sich das Ziel gegen die 1960er Jahre zu einer Begegnungskultur: Man wollte den Partner erst eine Weile genau kennenlernen, bevor man zur Verlobung oder gar zur Ehe schritt.

Die Geheimsprache der Bekanntschaftsanzeigen entsteht: Der Anzeigencode

Dabei war die neue Anzeigenform der Alten recht ähnlich: Man annoncierte in der Wochenendausgabe seiner Regionalzeitung oder in einer überregionalen Zeitung in der Rubrik "Bekanntschaften", vorzugsweise dann in der „ZEIT“. Für die Wortwahl galten ähnlich strenge Regeln wie zuvor: Erotische Wünsche wurden offiziell nicht gestattet und mussten deshalb verschlüsselt werden, was zum Kontaktanzeigen-Code führte, der viele bunte Blüten trieb.

Im 20. Jahrhundert erlebte die Heiratsanzeige sowohl Blüten wie auch Abstürze – denn das Bürgertum war spätestens nach dem Ersten Weltkrieg (1917) nicht mehr das, was es zuvor war: man spielet sich selbst, imitierte den Adel, ohne wirklich mit ihm gleichziehen zu können und verlor vor allem durch die Inflationen nach dem ersten und Zweiten Weltkrieg erheblich an Geld.

Auch gleichgeschlechtliche Kontakte, insbesondere bei Männern, waren nicht gestattet – homosexuelle Frauen konnten aber auf die Sparte „Verschiedenes“ abwandern, wo man dann ohne Weiteres „eine geneigte Freundin für eine moderne Freundschaft“ finden konnte.

Bekanntschaftsanzeigen sind nicht nur bei homosexuellen Singles beliebt

Bekanntschaftsanzeigen wandelten sich schnell, als in vielen Städten kostenlose Wochenzeitungen aufkamen, die Anzeigen für Bekanntschaften erstens billiger und zweitens nicht ganz so restriktiv anboten.


1.8 Die Bekanntschaftsanzeige - Ausdruck des gesellschaftlichen Wandels

Der Wechsel von der Heiratsannonce zur Bekanntschaftsanzeige hing mit einem gesellschaftlichen Wandel zusammen, der in Deutschland erst nach 1960 vollends wirksam wurde. Denn bis Ende 1960 war die Ehe so gut wie die einzige Lebensform, der eine Dame einen „ehrbaren“ Status und die Vollwertigkeit als „Frau“ ermöglichte – inklusive der Anrede – denn wer nicht verheiratet war, wurde als „Fräulein“ angeredet.

Bekanntschaftsanzeigen initiiert durch Gleichstellung 

Erst 1972 wurde der Begriff seitens der deutschen Bundesbehörden abgeschafft, was nach und nach dann auch dazu führte, dass sich der Begriff „Frau“ auch privat durchsetzte. Etwa zur gleichen Zeit begann die Frauenbewegung, die Gleichstellung und das gleiche Ansehen von Frauen überall zu propagieren und schließlich zu verwirklichen.

Als die Heirat plötzlich nicht mehr der zentrale Punkt eines Frauenlebens war, änderte sich auch die Bezeichnung der Anzeigen – zuerst nach und nach, dann auf der ganzen Linie.

Sobald die Sparte „Bekanntschaften“ eingerichtet war, wanderten so gut wie alle Privatanzeigen dorthin ab und in der verbliebenen Sparte „Heiraten“ erschienen dann die von den hauseigenen Dichtern verfassten, verdeckten Anzeigen der Heiratsinstitute, die so lächerlich und kitschig waren, dass man die eigene Bekanntschaftsanzeige auf keinen Fall mehr in derselben Sparte lesen wollte.

Probleme bei der Formulierung von Bekanntschaftsanzeigen: 
Wer bin ich eigentlich und wer darf ich sein?

Allerdings hatten private Heiratsanzeigen und Bekanntschaftsanzeigen ein Problem: Es ist schwierig, sich in wenigen Worten zutreffend zu beschreiben – vor allem, wenn man sich selbst nicht genau kennt. Dieses Phänomen aus den Anfangszeiten dieser anzeigen hat sich bis in die Blütezeit hinübergerettet – und es existiert tatsächlich auch noch heute.

Im September 2008 schrieb ein Zeitungskolumnist: „Fast alle diese "attraktiven" bis "sehr attraktiven" Damen unterwarfen sich esoterischen Praktiken wie Tai-Chi, Yoga und Qi Gong beziehungsweise tanzten Tango, Salsa oder Flamenco. Am Wochenende glitten sie in mit Blütenblättern bestreute Wannen, schlürften Champagner und brannten Räucherstäbchen ab.

All diese Dinge kennzeichnen einen Menschen nun wirklich nicht – und schauen wir uns in den Bekanntschaftsanzeigen bei den Damen etwa in den 1970er Jahre um, dann sind sie „vielseitig interessiert“, „weiblich“, „warmherzig“, „einfühlsam“, „zärtlich“, „unternehmungslustig“, „natürlich“ und „musisch“ – und wieder ist nichts dabei, was einen Menschen wirklich charakterisieren würde. Bei den Herren war es 1970 übrigens kaum anders.

Die fehlende Fähigkeit der meisten Deutschen, in den Bekanntschaftsanzeigen auch nur eine halbwegs zutreffende Beschreibung von sich selbst zu geben und diese auch noch in Kürze formulieren zu können, ist der Hauptgrund für den fehlenden Erfolg. Und für den ständigen Frust, den Menschen bei Blind Dates ausgesetzt waren – und nach wie vor sind. Als Abhilfe stand übrigens seit 1985 ein Rowolth-Band des Autorenteams Drenk und Drenk zur Verfügung, an dem man sich halbwegs hätte orientieren können.

Die ständig gleichen Eigenschaften der Damen und Herren führten bald dazu, dass Frauen in Bekanntschaftsanzeigen gleich schrieben: „Dame mit allen anzeigenüblichen Eigenschaften sucht …“ oder sich mit der Kraft des Gegenteils behalfen: „Hässliche, an nichts interessierte, bisweilen bösartige Frau sucht …“.

Auch in anderem Zusammenhang existierten Formulierungsprobleme bei den Bekanntschaftsanzeigen: Die in den 1970er Jahren häufige Kombination „Tennis/Ski“ sollte auf einen exklusiven Lebenswandel hindeuten, hinterließen aber eben auch den Eindruck fehlender Berufstätigkeit, während die Formulierung „mit Niveau“ davon zeugte, dass man selber auf keinen Fall dergleichen hatte.

Ebenso unsinnig war es, sich in Ermangelung von Eigenschaften als „Sternzeichen“ zu verhökern oder die Automarke statt eines vernünftigen Berufs anzugeben: „Porschefahrer sucht“.


1.9 Wie Zeitungsanzeigen funktionierten und es heute noch tun

Das Prinzip der Chiffreanzeige

Anders als bei modernen Singlebörsen, bei denen sich Singles auf dem Kontaktmarkt anbieten und gleichzeitig aktiv suchen können, saßen Anbieter und Interessenten bei den Zeitungsanzeigen in zwei völlig unterschiedlichen Welten fest: Wer anbot, musste sich ganz anders verhalten als derjenige, der auf Angebote antwortete.

Chiffreanzeigen in Zeitungen: Was kostete eine Zeitungsanzeige?

Der Anbieter (also der Inserent) einer Chiffreanzeige bzw. Annonce, bemühte sich, für wenige DM möglichst viel auszudrücken, was nicht immer leicht war.


Dennoch kostete eine Anzeige in einem viel gelesenen Bürgerblatt wie der WAZ oder der Zeit kaum jemals unter 100 DM.

Und wer wirklich etwas von sich präsentieren wollte, konnte gut und gerne einen halben Tausender hinlegen. Gratiszeitungen waren billiger: Da gab es schon etwas für 40 DM.

Die Chiffreanzeige aus der Sicht des Inserenten

Man hatte also das Formulierungs - und das Kostenproblem, wenn man Chiffreanzeigen aufgab. Am Ersten scheiterten bereits die Meisten – zu viel unnötige Wörter, fehlende Grunddaten (Alter und Beruf beispielsweise) waren eine Falle, in der man sich verfangen konnte, ungeschickte Formulierungen eine andere.

Hinzu kam, dass die Aussagekraft der meisten Chiffreanzeigen und Annoncen katastrophal schlecht war.


Nette, natürliche Frau, 35 sucht …

bedeutet soviel, wie gar nichts – und daran hat, sich bis heute zwar nicht viel geändert, aber damals sprachen die Kosten gegen mehr als drei Wörter zur Charakterisierung – schuld daran war der Worttarif vieler Zeitungen, der auch in relativ billigen Anzeigenblättern drei DM kaum unterschritt. Bei 10 Wörtern plus der Chiffregebühr war man also schon fast bei den erwähnten 40 DM.

Das zweite Problem Chiffreanzeigen war anderer Art: Obwohl gegen 1980 immer noch viele Frauen suchten, hatten Männer nur wenig Chancen auf Antworten.

Bei attraktiven Profilen mochten vielleicht zwanzig Rückantworten kommen, das Durchschnittsprofil aber ergab selten über drei bis fünf Antworten, von denen einige sofort herausfielen. Bei Frauen war es oft umgekehrt (auch hier gibt es gewisse Parallelen zur Jetztzeit): Sie konnten bis zu 200 Zuschriften auf eine Chiffreanzeige bekommen, von denen zumeist wenigstens ein Drittel akzeptabel war.

Die Chiffreanzeige bzw. Zeitungsanzeige aus der Sicht des Antwortenden

Man kann sich heute kaum noch vorstellen, wie viel Mühe es manchmal früher machte, einen Antwortbrief auf Chiffreanzeigen zu schreiben – von den Vorüberlegungen angefangen, bis zu den letzten Bedenken und dem abschließenden Gang zum Briefkasten. Es galten gewisse Gesetze, wie heute beim Blind Date – die allerdings auch manchmal locker umgangen wurden, zum Beispiel:

  • Auf jedem Brief musste eine Briefmarke kleben – möglichst eine Sondermarke – obwohl es ökonomischer gewesen wäre, seine fünf oder zehn Antworten zum Wochenende beispielsweise bei der Zeitung vorbeizubringen oder sie in einen größeren Umschlag zu tun. 
  • Dies hat sich aber mittlerweile geändert und so ist es heute bei den meisten Verlagen möglich, die einzelnen Umschläge in einen Sammelumschlag zu stecken und an den Verlag zu schicken. Allerdings müssen die Briefumschläge weiterhin natürlich alle frankiert sein.
  • Antwortschreiben ohne Lichtbild hatten wenig Chancen, solche ohne Telefonnummer gar keine.
  • Man schrieb mit der Hand – möglichst mit Tinte. Das taten zwar beruflich nur noch wenige Menschen, aber man wollte eben die Handschrift sehen. Maschinengeschriebene Briefe wurden sorgfältig daraufhin überprüft, ob sie wirklich mit einer Schreibmaschine einzeln geschrieben oder etwa fotokopiert waren.

Chiffreanzeigen und die Powersuche per Schreibautomat

Wer einen kleinen Schreibautomaten besaß (Olivetti hatte damals sehr schöne), der konnte sich die Arbeit erleichtern – statt 20 Mal zu schreiben, wer man ist und was man will, konnte man den Text einmal verfassen und abspeichern. Meist reichten nämlich zwei bis drei persönliche Sätze, um individuell auf die Chiffreanzeigen einzugehen.

Damit konnte man einerseits die Quote der erfolgreichen Antworten erhöhen und andererseits seine Emotionen kühl halten, wenn dann doch Absagen kamen – oder gar keine Reaktionen. Diese Methode entspricht nun keinesfalls dem „Dynamitfischen“ – denn immerhin musste man sich jede Chiffreanzeige heraussuchen, auf Kompatibilität prüfen und noch eine passende Bemerkung dazuschreiben, die einen verlockenden persönlichen Charakter hatte.

Zeitungsanzeigen und die Powersuche per Telefon

Zwei Mal durfte der Autor dieser Zeilen miterleben, wie Männer (ich habe niemals gesehen, dass es eine Frau tat) die Chiffrenummer aussparten und stattdessen seine Telefonnummer angaben. Die beiden smarten Junggesellen erhielten an dem Tag, an dem ich zuhören durfte, etwa 30 bis 50 Gespräche, und nach Eigenangaben noch etwa die gleiche Anzahl an den folgenden Tagen.

Etwa ein Drittel dieser Gespräche war positiv besetzt, wenngleich es selten zu Verabredungen kam – oft waren die Frauen eben nur neugierig, welche Art Mann einen solchen Schritt wagt. Das Beispiel mag zeigen, dass es damals durchaus Möglichkeiten gab, die übliche Routine der Chiffreanzeigen zu umgehen – wenn man denn den Mut hatte.

Chiffremanagement von Zeitungsanzeigen

Es mag eigenartig klingen – aber als es noch keine Handys gab, saß man an den Tagen „danach“ eben vor dem Telefon – so oft es ging. Denn wenn jemand anrief, dann wollte man natürlich topfit sein und die „richtigen“ Antworten geben.

Wer klug war, hatte sich ein kleines Chiffremanagement zurechtgelegt: Ein Notizheftchen, auf dem die Chiffreanzeigen aufgeklebt waren, auf die man geschrieben hatte, die Kerndaten wie Alter, Beruf und Wohnort noch eingekreist – denn es kam nun drauf an, möglichst schnell den Bezug zur jeweiligen Chiffreanzeige wieder herzustellen, um eine möglichst persönliche Unterhaltung zu ermöglichen.

Übrigens endeten solche Telefongespräche so gut wie immer mit einer Verabredung – wenn sich die Dame schon mal durchgerungen hatte auf die Antwort einer Chiffreanzeige oder Zeitungsanzeige mit einem Telefonanruf zu reagieren, dann wollte sie zumeist auch ein Date.


1.10 Die Kosten für Chiffre-Anzeigen

Chiffre-Anzeigen waren immer teuer - und man musste sich mit einem besonderen Anzeigentarif auseinandersetzen – dem Worttarif. Er war der mit Abstand verbreiteste Tarif bei den Kleinanzeigen.

Nur wenige Zeitungen räumten Partnersuchenden überhaupt den Zeilentarif ein – und günstiger war er auch nicht.

Chiffreanzeigen: "Poesie" mit wenigen Worten

Allerdings führte der Worttarif bei den sparsamen Deutschen dazu, bei einer Chiffre-Anzeige auch wortkarg zu werden. Das kam dann bei einer Chiffre-Anzeige z.B. auf:


Nette Mittdreißigerin sucht passenden Herrn mit gutem Beruf

- hinaus – und kostete bei einem Worttarif von 3 DM plus Mehrwertsteuer plus doppeltem Wortpreis für die Chiffregebühr ungefähr 1970 schon 30 DM.

Lange Texte in überregionalen Zeitungen, wie etwa in der WAZ, der Süddeutschen oder der ZEIT waren teurer – je nach Textlänge konnte man zwischen 100 und 500 DM hinlegen. Drenk und Drenk zeigten 1985 eine Anzeige für 185 DM, die nicht besonders aussagefähig war.

Generell galt (und gilt) mit etwa 20 Wörtern kann man sich selbst, die Art der Beziehung und den Partnerwunsch ausreichend beschreiben – eine wirklich aussagefähige Anpreisung in einem Chiffre-Inserat beginnt dann bei etwa 30 Wörtern.

Die Kosten von Chiffreanzeigen heute

Die meisten deutschen Zeitungen rechnen heute auch die privaten Chiffre- bzw. Kontaktanzeigen nicht mehr nach dem Worttarif ab, sondern, wie die geschäftlichen Anzeigen schon immer, nach dem so genannten Millimetertarif, der zwischen 3 und 8 Euro liegt, je nach Auflage. Dazu kommt noch die Chiffregebühr, die sehr unterschiedlich ist, in Deutschland aber human bei etwa 5 Euro liegt.

Die Kosten von Chiffre-Anzeigen im Vergleich zu den Kosten für die Nutzung und eigene Kontaktanzeigen in Singlebörsen

Für eine halbwegs passable, aber immer noch reichlich knappe Chiffre-Anzeige muss je nach Auflage einer Zeitung heute zwischen 30 und 50 Euro bezahlt werden. Ausführlichere Chiffreanzeigen, die an einem Wochenende in einer auflagenstarken Zeitung geschaltet werden können dagegen mit 150 bis 180 Euro zu Buche schlagen.

Bei den besten Singlebörsen können Sie im Schnitt für 20 bis 30 Euro im Monat eine Premium-Mitgliedschaft erlangen. Für dieses Geld bekommen Sie nicht nur die Möglichkeit, sich in Ihrem Kontaktanzeigen-Profil ausführlich in Wort und Bild (manchmal sogar mit Video) darstellen zu können, sondern auch die Option, auf bundesweite Kontaktanzeigen von anderen Singles antworten zu können. Dass die Chiffre-Anzeige keine Alternative mehr zu Kontaktanzeigen in Singlebörsen darstellt, dürfte dem Betrachter dieser Zahlen klar sein.

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Online-Dating ist deutlich günstiger

Fairerweise muss man aber auf Ausnahmen hinweisen: Für den solventen Unternehmer (63) sind die Kontaktanzeigen-Märkte und die Chiffre-Anzeige in der Zeitung immer noch erste Wahl, da diese Generation und Schicht noch nicht selbstverständlich das Internet nutzt.


1.11 Die Erfolgsaussichten bei Chiffreanzeigen

Wenn Sie mit der Idee spielen, eine oder mehrere Chiffreanzeigen aufzugeben, um auf diesem Weg Ihren Traumpartner (oder was immer Sie suchen) zu finden, ist es natürlich spannende zu wissen, mit was für einer Resonanz Sie rechnen können.

Chiffreanzeigen: Erfolg hängt vom Inserenten ab

Zu einem großen Teil hängt das natürlich von Ihren Formulierungskünsten ab. Aber die folgenden Zeilen helfen Ihnen dabei, Ihre Leistung einzuschätzen.

Die Eigenart der Chiffreanzeigen bewirkte, dass man nicht völlig gleichberechtigt war: Der Inserent bleibt immer anonym, während sich der antwortende preisgeben musste, wenn er eine Chance haben wollte. Es gab im Prinzip vier Sichtweisen bei den Chiffreanzeigen:

  • Er sucht Sie: Mann inseriert - Frau antwortet mit Brief
  • Sie sucht Ihn: Frau inseriert – Mann antwortet mit Brief
  • Sie sucht Sie: Frau inseriert - Frau antwortet mit Brief
  • Er sucht Ihn: Mann inseriert - Mann antwortet mit Brief

Er sucht Sie - Erfolgsaussichten von Männern mit eigenen Chiffreanzeigen

Männer hatten beim Inserieren mit Chiffreanzeigen immer geringere Chancen als Frauen, weil Frauen bis heute gelegentlich die Idee haben, „gefunden werden zu wollen“. Das führte immer wieder dazu, dass Männer keine oder so gut wie keine Antworten auf ihre Inserate bekamen – es sei denn, Männer über 50, die stets gute Chancen hatten. Die Antwortquoten des Durchschnittsmanns lagen bei etwa 3 – 12 Zuschriften auf eine gut formulierte Anzeige.

Sie sucht Ihn - Erfolgsaussichten von Frauen mit eigenen Chiffreanzeigen

Frauen, vor allem junge, niemals verheiratete Frauen unter 35, hatten und haben stets die höchsten Chancen. Eine gut formulierte Chiffre-Anzeige brachte unter gleichen Bedingungen etwa 100 – 200 Zuschriften – darunter allerdings auch in den 1970er Jahren schon viele „Schrotschüsse“. Wer älter als 50 war, hatte mit einer eigenen Chiffre-Anzeige etwa die gleichen Chancen wie Männer um 30 – so gut wie keine.

Erfolgsaussichten der Männer beim Antworten auf Chiffreanzeigen

Aufgrund der hohen Anzahl von Zuschriften konnte man mit einer Rücklaufquote von etwa 10 Prozent rechnen, wenn der Brief gut formuliert war und zur Chiffre-Anzeige passte.

Manche Männer bekamen niemals auch nur einen einzigen Rücklauf. Dies verwundert nicht, wenn man bedenkt, dass Frauen zumeist 50 – 200 Männer zur Auswahl hatten – und in der Regel bestenfalls fünf Briefe auf ihre Chiffre-Anzeige herausnahmen, um die Männer dann anzurufen.

Noch einmal auf Partneranzeigen zu schreiben war ungewöhnlich –meist schrieb man angesichts der Menge an Antworten auf die eigene Chiffre-Anzeige nicht einmal mehr Absagen.

Erfolgsaussichten der Frauen beim Antworten auf Chiffreanzeigen

Eine Frau, die einem Mann schrieb, konnte bei einer Chiffreanzeige fast mit einer 100-Prozent-Rücklaufquote rechnen, wenn sie unter 35 war.


1.12 Online-Kontaktanzeigen - Der Nachfolger der Bekanntschaftsanzeigen

Im Jahre 2000 gründete der renommierte Holtzbrink Verlag im sicheren Instinkt, dass die Partnersuche per Anzeige in der hauseigenen Wochenzeitung ZEIT abnehmen würde, die Online-Partnervermittlung Parship. Zwar zählt Parship nicht zu den Singlebörsen mit Online-Kontaktanzeigen, gilt aber dennoch als Trendnachfolger der ZEIT-Bekanntschaftsanzeigen.

Online-Kontaktanzeigen erobern den deutschen Raum

Etwas früher (1999) legte die Singlebörse FriendScout24.de (2016 gab's großen Relaunch der Seite ink. neuem Namen: LoveScout24) mit den ersten Online Kontaktanzeigen los und bezeichnete sich zunächst nach US-amerikanischem Vorbild als „Matching-Agentur“.

Beide repräsentieren letztlich unterschiedliche Modelle der gleichen Idee: Die Partnersuche zu beschleunigen und dem Single in den Online-Kontaktanzeigen mehr Informationen über potentielle Partner zur Verfügung zu stellen, als diese über herkömmliche Kontaktanzeigen in der Zeitung möglich ist.

Die Parship Partnervermittlung verwendet dabei eine mathematisch-psychologische Formel, nach der „passende“ Partner einander zugeordnet werden können, während FriendScout das Prinzip eines offenen Online-Kontaktanzeigen-Marktes verwendet, an dem jeder zugleich Suchender und Gesuchter ist.

Der große Boom des Online-Dating und der Online-Kontaktanzeigen ist aber nicht nur mit den technischen Vorteilen des Mediums Internet zu begründen, sondern auch mit gesellschaftlichem Wandel - die Menschen werden mobil. 

Die Online-Singles versuchen wenigstens, bei der Partnersuche ihren kleine Welt des Stadtteils, des Dorfes oder der Landschaft zu verlassen, um den richtigen Partner zu finden. Oft werden sie dazu auch durch einen Wechsel des Arbeitsplatzes gezwungen.

Die Partnersuche geht über die Grenzen des Bundeslandes hinaus, ja, sie kann in der ganzen Welt stattfinden, wenn man der jeweiligen Landessprache mächtig ist und damit online die Kontaktanzeigen nach dem passenden Partner durchstöbern kann.

Internationale Kontakte per Online-Kontaktanzeige

Wer Englisch kann, dessen Horizont erweitert sich vielfach – nach Skandinavien beispielsweise oder sogar nach Afrika oder Asien. Gerade Kontaktanzeigen für russische Frauen erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. 

Zudem wird die Online-Partnersuche gleichberechtigt. Man muss sich bei nicht mehr hinter der Chiffre verstecken – jeder kann jeden online anschreiben und besehen. Die Kontakte – früher mühselig und langwierig über Briefe und Telefongespräche arrangiert – können jetzt online in sekundenschnelle via einer Kontaktanzeige aufgenommen werden. Der „richtige“ Partner mag er auch noch so fern sein, kommt leichter ins Blickfeld.

Vergessen wir die Frauen nicht: Sie sind selbstbewusster und kontaktfreudiger geworden, kommen schneller „zur Sache“ und lassen sich mehr und mehr auch auf „Kurzzeitbeziehungen“ ein.

Die Online-Kontaktanzeigen haben die Offline-Kontaktanzeige noch nicht völlig ausgebootet

Wer am Wochenende noch Zeitung liest, ist oft erstaunt: Die Bekanntschaftssanzeige lebt weiter – hauptsächlich, weil Menschen eben doch anonym bleiben wollen, sich noch nicht mit dem Medium Internet angefreundet haben, weil sie bewusst regional suchen oder weil sie glauben, dass Tinte auf Papier etwas Solideres ist als eine elektronische Post.

Verlage investieren weiter in das Geschäft mit Online-Kontaktanzeigen

Das beste Indiz dafür, dass die klassischen Kontaktanzeigen in der Zeitung durch das Angebot der Online-Kontaktanzeigen immer mehr aussterben, ist die Bereitschaft der Verlagsgruppen tief in die Tasche zu greifen, wenn es darum geht, sich an Online-Kontaktanzeigen-Portalen und Online Partnervermittlungen zu beteiligen, um die Verluste aus dem Zeitungsanzeigen-Geschäft durch die Umsätze mit den Online Kontaktanzeigen zu kompensieren.

  • So ist z.B die Verlagsgruppe Holtzbrinck mittlerweile nicht mehr nur Eigentümer von Parship, sondern auch an Datingcafe.de, dem nicht mehr existenten studiVZ.de, liebejz.de und Platinnetz.de beteiligt.
  • Burda erschloss sich die Umsatzquelle Online Dating mit dem Kauf der Partnervermittlung ElitePartner und dem Portal für Online Kontaktanzeigen Liebe.de.

1.13 Der Kontaktanzeigen-Code: Die Geheimsprache der alten Kontaktanzeigen

Für Kommunikationswissenschaftler müssen die Kontaktanzeigen des 20. Jahrhunderts ein Phänomen gewesen sein. Normalerweise geht man nämlich davon aus, dass zwischen Sender (Inserent) und Empfänger (Leser) ein „gemeinsamer Zeichenvorrat“ existierte.

Im Fall der „geheimen Anzeigencodes“ hätte das bedeutet, dass jeder Leser sein Decodierbüchlein dabei haben musste, wenn er die „besonderen Formen der Liebe“ hinter den Codewörtern der Kontaktanzeigen begreifen wollte.

Nun, obwohl es solche „Codebüchlein“ für Anzeigen-Codes niemals gab, verstanden sich Inserenten und Rezipienten ganz hervorragend – und die Kommunikationswissenschaftler können sich jetzt die Köpfe darüber zerbrechen, wie das möglich war.

Kontaktanzeigen-Codes zu Großmutters Zeiten

Nun, schon zu Zeiten der Großmutter war klar, dass manche Kontaktanzeigen kleine Geheimnisse bargen. Da waren zunächst einmal die Wünsche, die auf den ersten Blick ganz harmlos klangen:


Die junge Witwe suchte einen edelmütigen Freund, der ihre eine kleine Geldsumme lieh - und jeder wusste, dass nicht in Geld, sondern in Liebesnächten zurückgezahlt wurden.

Der reisende Kaufmann sucht eine Begleiterin für einige Tage, deren Dienste er die er in Schmuckstücken und Bargeld zu bezahlen pflegte. Lesbierinnen hatten ein leichtes Spiel, indem sie nach verwandten Seelen suchten, und ganz gewöhnliche Huren annoncierten ihre Dienste als Masseurinnen, die ins Haus kamen.

Eine andere Möglichkeit bestand darin, Unterricht anzubieten oder sich als „Erzieherin“ zu verdingen: Da war die “strenge Gouvernante“, die sich anbot, schlecht erzogene junge Männer mit strenger Zucht wieder auf den rechten Weg zurückzuführen und ihr zur Seite stand die „englische Erzieherin“ oder einfach „Englischlehrerin“, die versprach, den Unterricht mit der nötigen Strenge zu führen, während die „Französischlehrerin“ eher im Sinn hatte, dem Herrn zu zeigen, dass man nicht unbedingt die Sprache sprechen musste, um französische Lebenskunst zu genießen.

Schließlich gab es eine dritte Variante: das Stellenangebot. Man suchte Privatsekretärinnen oder Gesellschafterinnen – wohl wissend, dass die Tätigkeiten in der Praxis etwas anders ausfallen würden – auf Nachfrage wurde dann auch unverblümt drauf hingewiesen, dass „ein schöner Busen von Vorteil wäre“ und man „bereit sein müsse, galante Scherze zu erwidern“.

Die Anzeigen-Codes in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Je mehr das Jahrhundert in die zweite Hälfte kam, umso mehr setzten sich in den Kontaktanzeigen Codewörter wie „tolerant“, „vorurteilsfrei“, „modern“, „zugänglich“ oder „offen“ durch, wenn eine Bettgefährtin gesucht wurde.

Die Dame von Stand war vorsichtiger: Sie annoncierte in in Kontaktanzeigen, dass man jemanden Suche zum „Pferde stehlen“ oder jemanden, der „allem Schönen zugeneigt“ wäre.

Manchmal war es schwer, herauszufinden, ob die „Offenheit“ aus Neigung oder vielmehr aus geschäftlichen Interessen geboten wurde. Dies konnte man aber umgehen, indem man einen "solventen", "generösen", "gut situierten" oder "großzügigen Herrn" suchte. Wer selbst das vermeiden wollte, suchte eine Verbindung mit einem Geschäftsmann oder Gentleman.

Schwieriger war es immer noch für Damen und Herren, die „das Besondere“ wollten oder anboten –ein Wort, dass fast immer als Synonym dafür stand, was früher als „Perversionen“ bezeichnet wurde – typischerweise waren damit Unterwerfungsspiele gemeint, die man heute eher als BDSM-Aktivitäten bezeichnen würde.

Die „fesselnde Beziehung“ stand deshalb keinesfalls für eine faszinierende Liebe, sondern für Bondage-Spiele, die „englische Erzieherin" oder „strenge Erzieherin“ war immer noch eine Dame, die Schläge austeilte und auch sonst änderte sich wenig.

Nach und nach schlichen sich dann auch die Abkürzungen ein, die man niemals ausschreiben wollte: Kürzel für Brustfolter, Geschlechtsverkehr und „Natursekt“ machten die Runde – und auch sie wurden merkwürdigerweise überall verstanden.

Der Kontaktanzeigencode im 21. Jahrhundert

Heute existiert ein Teil der alten Codewörter in Kontaktanzeigen weiterhin – angefangen von der „toleranten Dame“., über die „englische Erzieherin“ bis hin zum „Natursekt“, jedoch ist man offener geworden und sagt eher, was man sich wirklich vorstellt, als es hinter Codewörtern zu verbergen.

Nur beim Geld sind die Damen und Herren noch etwas betulich: Nach wie vor spricht man nicht von Bargeld, sondern wünscht sich „gut stituierte Herren“, und der Hurenlohn wird bestenfalls als „Taschengeld“ bezeichnet. Wer allerdings heute BDSM-Kontakte oder Fetisch-Kontakte sucht, benötigt umso mehr englischsprachige Kürzel, von der „CBT“, der Penis- und Hodenfolter bis zur „TT“, der Brustfolter.

Probleme mit Doppelbedeutungen der Codewörter in Kontaktanzeigen

Manche ehrenwerte Dame verwendete Codewörter in ihren Kontaktanzeigen unwissentlich – und wunderte sich dann über die Art der Zuschriften. So war nicht empfehlenswert, sich in einer Kontaktanzeige als Erzieherin, Pädagogin oder Französischlehrerin vorzustellen und man musste drauf achten, Wörter wie tolerant, offen oder „vorurteilsfrei“ zu vermeiden, um nicht in ein falsches Licht zu geraten.

Beispiele für die Codewörter in Kontaktanzeigen alter Zeit:

Eigenschaften:

  • Freizügig (im Umgang mit der Sexualität)
  • Tolerant (gegenüber sexuellen Wünschen)
  • Vorurteilsfrei (gehe ich auf erotische Wünsche ein)
  • Modern (und auf keinen Fall zimperlich)
  • Zugänglich (ohne große Anlaufzeit gibt es Sex)
  • Offen (sexuellen Wünschen gegenüber)
  • Streng (gebe ich dir die Peitsche)

Umschreibungen für sexuelle Wünsche:

  • „Das Schöne“ (als Liebeslust)
  • „Das Besondere“ (als erotische Sonderwünsche)
  • „Das nicht Alltägliche“ (sondern die lustvollen Besonderheiten)
  • „Fesselnde Beziehung“ (mit Seilen und Knoten darin)
  • „Erziehung“ (in Rollenspielen Demütigungen und Schläge)
  • „Starke Hand“ (die gut zuschlägt)
  • „Pferde stehlen“ (geheimen Sex haben, Seitensprünge)
  • „Tagesfreizeit“ (Seitensprung)

Geldfragen:

  • „Solvent, gut situiert, großzügig“ (bezahle mich)
  • Gentleman, Geschäftsmann (Mann, der für Frauen bezahlt)
  • Taschengeld (Hurenlohn)

Weitere Codewörter und Abkürzungen gibt es im Lexikon der Liebe und Erotik.


1.14 Erotikkontaktanzeigen im 19. Jahrhundert

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es keinerlei Raum in Zeitungen und Zeitschriften für Anzeigen, die auch nur im leisteten Verdacht standen, dass man etwa ein "Konkubinat" beginnen wolle. Wirkliche Erotikkontaktanzeigen gab es also natürlich nicht. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg...

Allerdings gab es zwei Alternativen, um eine getarnte Erotikkontaktanzeige aufzugeben

Wer besondere erotische Wünsche hatte, fand in der Sparte „Unterricht“ seine Ansprechpartnerin als jugendliche Englisch- oder Französischlehrerin, wenn man die exklusiven erotischen Kontakte suchte.

Auch die Körperpflege konnte genutzt werden für "gefakte" Erotikkontaktanzeigen, indem man beispielsweise „Massagen“ anbot. Schließlich gab es noch viele „junge Witwen“, die aufgrund „unverschuldeter Notlagen“ dringend ein Darlehen erbaten, das „nach persönlicher Vereinbarung“ zurückgezahlt werden sollte, auch eine raffinierte Form der eigentlich verbotenen Erotikkontaktanzeige.

Die zweite Alternative für Erotikkontaktanzeigen bestand darin, Stellenangebote für „Privatsekretärinnen“ oder „Gesellschafterinnen“ auszuschreiben, bei denen auf Nachfrage dann nähere Details zu den erwünschten „Diensten“ gegeben wurden, beispielsweise, dass es von Vorteil wäre, "einen großen Busen zu haben" und "die Tür des Schlafgemachs nachts nicht abzuschließen".

Fazit zum Thema Erotikkontaktanzeigen

Moderne Singles können mehr als froh darüber sein, wie ungezwungen und offen sie heute Erotik- oder Sex-Kontaktanzeigen auf Portalen für Erotik-Kontaktanzeigen schalten und lesen können.


1.15 Erotikanzeigen in den 1970er Jahren

Wie gingen die Zeitungen ab 1970 mit erotischen Kontakt-Angeboten und Wünschen in Anzeigen um? Gab es damals schon richtige Erotikanzeigen?

Jein. Mit den erotischen Wünschen ging man um, wie zuvor: Man umschrieb sie, allerdings nun beidseitig und oft blumiger als zuvor. Suchte eine Dame in einer Kontaktanzeige eine Begegnung für „alles Schöne“ oder „alles, was zu zweit mehr Spaß macht“, dann wurde Sex und Erotik geboten und erwartet.

Damen konnten nun ohne Weiteres „zärtliche Freundinnen“ suchen und nach einiger Zeit waren dann sowohl für weibliche wie auch für männliche Homosexuelle eigene Sparten eingerichtet „Er sucht Ihn“ und „Sie sucht Sie“ – und sogar „Paar sucht Sie“.

Was zu eindeutig "Erotik-Anzeige" war, wurde in die Rubrik „Begegnungen“ abgeschoben – und wer wirklich deftig werden wollte, musste ein Magazin im Sex-Shop kaufen, in dem nun wirklich alles im Klartext stand.

Hier ein Beispiel für eine getarnte gewerbliche Erotikanzeige der 1970er Jahre:


Lieben Sie das Besondere? Außergewöhnlich attraktive blonde Sie, 21/1,70, sucht auf diesem Wege gutstituierten, großzügigen Geschäftsmann.

Beispiel für eine getarnten Erotikanzeige für die Suche nach einem Seitensprung:


Frau mit viel Charme (35) sucht für gemeinsame Tagesfreizeit einen liebevollen Partner.

Beispiel für eine Erotikanzeige bei der eine Dame eine andere Dame sucht:


Sportlich-elegante Dame, unabhängig, Mitte 40, sucht eine jüngere, interessante Freundin mit Sinn für Romantik.

Fazit zum Thema Erotikanzeigen in den 70ern

Auch in dieser "wilden" Zeit war das Suchen nach Erotik-Kontakten via Erotikanzeigen noch äußerst schwierig. Die Erotikanzeigen kann man auf jeden Fall in keiner Weise mit den Erotik-Kontakt-Anzeigen vergleichen, wie sie heute im Internet angeboten werden.

2. Kontaktanzeige aufgeben heute

Wir haben für Sie Wissen zur Kontaktanzeigen-Szene der Moderne verdichtet und aufbereitet. Verstehen Sie diesen Abschnitt als Hintergrundwissen für Ihre Kontaktanzeigen-Aktivitäten.

Konkrete Tipps zur Gestaltung einer Kontaktanzeige finden Sie hier: Ratgeber-Archiv.


2.1 Kontaktanzeigen im Internet aufgeben - wo finde ich wen wofür?

Über 8 Millionen sind im Internet auf der Suche nach ihrem Traumpartner. Aber wo gebe ich am besten meine Kontaktanzeige im Internet auf? Wen suche ich und wofür?

In diesem Artikel wollen wir Ihnen eine Hilfestellung geben, wo Sie am besten Ihre Kontaktanzeigen platzieren und selber nach geeigneten Kontaktanzeigen suchen.

Kontaktanzeigen Im Internet für Singles auf der Suche nach dem Traumpartner

Den größten Internet-Marktplatz für Singles auf der Suche nach ihrem Traumpartner bieten die zahlreichen Kontaktanzeigen-Portale, die in der Regel als Singlebörse bezeichnet werden. Hier kann man selber eine Kontaktanzeige einstellen und zeitgleich nach seiner Traumfrau oder seinem Traummann suchen.

Damit Sie sicher sein können, dass auch aus ihrer Nähe Singles Kontaktanzeigen aufgegeben haben und Sie nicht Geld für Nichts herauswerfen, haben wir für Sie extra recherchiert, wie stark die Kontaktanzeigen-Portale in Ihrer Region sind.

In den Detailanalysen der von uns getesten Singlebörsen können Sie übrigens auch herausfinden, wie stark ihre Altersgruppe bei dem jeweiligen Anbieter vertreten ist.

Internet-Kontaktanzeigen für Singles auf der Suche nach dem schnellen Flirt

Auch Singles auf der Suche nach dem schnellen Flirt sind in einer Singlebörse mit ihren Internet-Kontaktanzeigen am besten aufgehoben. Anmelden und Registrieren geht bei den Kontaktanzeigen-Portalen in Windeseile und dann kann der Online-Flirt sofort beginnen. Für das Erstellen des Kontaktanzeigen-Profils sollte man sich aber schon etwas Zeit lassen, die Mühe wird Ihnen gelohnt werden.

In den besten Flirtseiten haben Sie aber nicht nur die Möglichkeit mit anderen Singles via Flirtmessage Kontakt aufzunehen, sondern können im Chatroom gleich los flirten.

Internet-Kontaktanzeigen für Menschen auf der Suche nach Sexkontakten

Wer auf der Suche nach erotischen Kontakten ist, der sollte seine Kontaktanzeige in ein Portal für Sexkontakte einstellen. Hier gibt es zwar jede Menge schwarze Schafe bei den Anbietern, aber dafür auch ein paar sehr gute Sexkontakt-Seiten, die wir eingehend getestet haben.

Wer spezielle erotische Neigungen, Fantasien und Wünsche hat, der kann auch Kontaktanzeigen bei den Sexkontakt-Portalen für bestimmte Zielgruppen schalten. So gibt es spezielle Portale für BDSM- und Fetisch-Kontaktanzeigen genau wie Kontaktanzeigen-Portale, die sich auf Kontakte für Swinger und Partnertausch fokussiert haben.

Internet-Kontaktanzeigen für gebundene Menschen auf der Suche nach einem Seitensprung

Wer in einer festen Beziehung lebt oder verheiratet ist möchte natürlich nicht mit einer Kontaktanzeige mit Bild auf einem Portal für erotische Kontakte gesichtet werden. Aber auch ihm kann geholfen werden, dafür gibt es die sogenannten Seitensprung-Agenturen.

Hier setzt man seine Kontaktanzeige in ein Kontaktanzeigen-Profil, das allerdings nicht öffentlich einsehbar ist. Man bekommt dann von der Seitensprungagentur geeignete Partnervorschläge geschickt und kann dann frei entscheiden, ob man mit diesen näher in Kontakt treten möchte.

Internet-Kontaktanzeigen für spezielle Zielgruppen

Im Internet gibt es wirklich für jedes Deckelchen ein Töpfchen und die passenden Kontakte. Wenn sie also zu einer ganz speziellen Zielgruppe gehören und deshalb nur Gleichgesinnte Menschen mit ihrer Internet-Kontaktanzeige ansprechen wollen, dann sollten Sie sich bei den Spezial-Kontaktbörsen umsehen. Hier finden Sie z.B. alleinerziehende, große, behinderte, ältere, ausländische oder religiöse Singles.


2.2 Abkürzungen & Codes in Kontaktanzeigen und Sexkontaktanzeigen

Wer heute Sexkontakte oder einen Seitensprung sucht, der kann seine Gelüste in Portalen für erotische Kontakte frei äußern und in sein Kontaktanzeigen-Profil schreiben. 

Wurden früher Abkürzungen und Codewörter in Kontaktanzeigen meist benutzt, um erotische Wünsche und Neigungen geschickt zu tarnen, so hat sich dies mittlerweile völlig geändert.

Abkürzungen werden heute meistens aus Bequemlichkeit benutzt oder um zu zeigen, dass man ein Insider ist und "Bescheid" weiß. Das ist aber kein Grund sich zu schämen, denn die Abkürzungen für erotische Neigungen und erotische Spielarten scheinen ins Uferlose zu wachsen.

Übrigens integrieren viele Singles auf der Suche bestimmte für sie wichtige Neigungen und Wünsche mittels einer Abkürzung in ihren Nicknamen. So können Eingeweihte direkt sehen, was Sache ist... Deshalb haben wir hier für Sie die wichtigsten Abkürzungen in Kontaktanzeigen bzw. Sexkontaktanzeigen zusammengestellt.

Wichtige Kontaktanzeigen-Abkürzungen, die heute noch verwendet werden...

19x5

Länge des besten Stücks (Hier wird gelogen, dass sich die Balken biegen)

28/176/65

Alter/Größe/Gewicht

80B

Körbchengröße (nützliche Angabe, bei der Frauen aber wie beim Alter auch in der Regel schummeln)

AG

Nein, hier ist nicht die Aktiengesellschaft gemeint, sondern eine garantierte Antwort

asl

age/status/location (Alter/Status/Wohnland oder Wohnort)

AT

Österreich

AV

Analverkehr

B

Black (schwarze Hautfarbe)

BBB

Bauch, Brille, Bart (meist bei Frauen unter unerwünscht)

BBW

Big Breasted Women (Rubensdamen)

bld.

Blond (keine Ziffer weniger, aber was solls)

bmb

Bitte mit Bild

BV

Brustverkehr (Spanisch)

BWP

Brustwarzenpiercing

CBT

Cock and Ball Torture

CGN

Köln

CH

Schweiz

CS

Cybersex

DD

Dildosex

DE

Deutschland

dev

devot

dom

dominant

DWT

Damenwäscheträger

Engl

Englische Erziehung

E-Sex

Elektrosex

F

Female/Frau

FE

Fußerotik

FF

Faustfick

FI

Finanzielle Interessen

Flag

Flagellation

GS

Gruppensex

GV

Geschlechtsverkehr

HH

Hamburg

KF

Konfektionsgröße

KFI

Keine finanziellen Interessen

KV

Kaviar (Kot)

Lady / Madame

Dominante Frau, auf jeden Fall nicht devot

Lord / Sir

Dominanter Mann, auf jeden Fall nicht devot

Lzp

Leipzig

M

Mann/Männlich/Male

maso

masochistisch

mmw

Dreier mit zwei Männern und einer Frau

MUC

München

mww

Dreier mit einem Mann und zwei Frauen

NEZ

Nur ernsthafte Zuschriften

NR

Nichtraucher

NS

Natursekt

NT

Nichttrinker ( Ein T für Trinker haben wir noch nicht entdecken können)

ofi

Ohne finanzielle Interessen

ONS

One Night Stand

OV

Oralverkehr

PT

Partnertausch

SS

Spermaschlucken

Switch

Switcher: Dominant und Devot in einer Person, mal so mal so...

T6 / Tel6

Telefonsex

TG

Taschengeld

TGT

Treffen gegen Taschengeld

TS

Transsexuell

TV

Transvestit

ZA

Zungenanal

Wir hoffen, Ihnen ist an einigen Stellen bei den Ankürzungen nicht schlecht geworden... Wir mochten beim Verfassen dieser Liste jedenfalls nicht soooo genau darüber nachdenken, wie sich Menschen, die diese Dinge inserieren und dann mit Gleichgesinnten im einzelnen so... Lassen wir das und schalten schnell das Kopfkino aus ;-)

Parallel zur Welt der Kontaktanzeigen hat sich auch bei den Internet-Chattern eine ganz eigene Abkürzungskultur herausgebildet. Und hier finden Sie Abkürzungen und Smileys für den Chat mit Singles.


2.3 Satirische Interpretation von Kontaktanzeigen-Formulierungen

Per E-Mail geistert zur Zeit "die Geheimsprache der Kontaktanzeigen" durchs Internet. Die wollen wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten - distanzieren uns für den Fall, dass Sie's doof finden, vorsorglich aber schon mal vom diskriminierenden, unsachlichen, brabrabra Inhalt.

Das meinen FRAUEN, wenn sie schreiben...

anspruchsvoll

eine echte 24-Karat-Schlampe

appart

schweinehässlich, aber modebewusst

attraktiv

mittelgroß, dunkelblond, vollschlank

bezaubernd

eingebildet

direkt

kein Funken Benehmen

erfahren

verlebt

familienorientiert

torschlusspanisch

faszinierend

selbstgefällig UND eingebildet

genießerisch

bei Tisch zügellos - im Bett leider nicht

humorvoll

albern

immer fröhlich

wahrscheinlich drogenabhängig

junggebliebene Mittdreißigerin

eitle Mittvierzigerin

klug

besserwisserisch

kompliziert

hochgradig neurotisch

kultiviert

neureiche Snobistin mit Opern-Abo

Lady

weit über 40

lebhaft

zickig

liebenswert

wenn man unbeholfene Mädchen in "Garfield"-Sweatshirts mag…

mollig

fett

...nach grosser Enttäuschung...

verhärmt

naturverbunden

fett, oft verbunden mit mangelnder Hygiene und ausgeprägter Körperbehaarung

rassige Rothaarige

iltisartiger Körpergeruch

reif

welk

Rubensfigur

so fett, dass die kritische Masse überschritten ist

schlank

Kleidergröße 42

sensibel

hysterisch, egozentrisch, droht mit Selbstmord, wenn sie ihren Willen nicht bekommt

sinnlich

gierig, hatte keinen Sex, seit ihr letzter Mann sie sitzenließ

spirituell

schreibt Gedichte und erwartet, dass man zuhört; bei Vollmond unberechenbar

sportlich

zählt Kalorien

südländischer Typ

unrasierte Achselhöhlen

süsse Maus

geldgeile Hobbyhure

unkompliziert

fad bis opportunistisch

Vegetarierin

pilzanfälliger Blaustrumpf

zierlich

A-Körbchen

Das meinen MÄNNER, wenn sie schreiben...

Akademiker

Volkshochschüler mit Diplom

attraktiv

dunkelblond, mittelgroß, vollschlank

charmant

selbstgefälliger Schleimer

direkt

hält nichts von Vorspiel

familienorientiert

klassischer Stubenhocker mit Pascha-Allüren

fröhlich

schwerer Trinker

gebildet

kann lesen und schreiben

gemütlicher Teddybär

fett, hässlich, behaart und Jacutin-Anwender

genussfreudig

Bierbauch und kleiner Schwanz

gepflegt

wenn man darunter "ein" wöchentliches Wannenvollbad versteht

Geschäftsmann

Anführer einer Drückerkolonne

groß

1,75 Meter

guter Charakter

vorbestraft

gutsituiert

Zweizimmer-Eigentumswohnung, Opel Record, Radio mit Netzanschluss

humorvoll

Lachsack mit Furzkissen

im besten Alter

scheintot

im Herbst des Lebens

schon kalt

junggebliebener Mittvierziger

Frührentner, möglicherweise Kriegsinvalide

kräftig

fett

kultiviert

kann mit Messer und Gabel essen

männlich

ausgeprägte Rückenbehaarung, schwitzt sehr stark

Millionär

Blender mit Magengeschwür

Naturbursche

riecht streng und wurde von seiner Cousine entjungfert

phantasievoll

pervers mit umfangreicher Pornosammlung

sensibel

weinerlich

sinnlich

notgeil

sportlich

samstags ab 18.15 Uhr unabkömmlich

Südländer

klein, haarig, cholerisch

Tagesfreizeit

verheirateter Hausmann

vielseitig interessiert

notorischer Fremdgänger

vorzeigbar

jedenfalls der blinden Großmutter

weitgereist

siehe "Geschäftsmann"

zärtlich

Sexmuffel, vermutlich impotent


Wir hoffen, Sie konnten zumindest an der ein oder anderen Stelle ein wenig über diese Liste lachen...


2.4 Kontaktanzeigen-Lügen und Schummeleien

Der österreichische Autor Karl Kraus sagte einmal:


Eine Notlüge ist immer verzeihlich. Wer aber ohne Zwang die Wahrheit sagt, verdient keine Nachsicht." Deutschlands erster Bundeskanzler Konrad Adenauer hätte ihm entgegnet: "Notlügen gibt es nicht. Man ist immer in Not, also müsste man immer lügen.

Wem Sie sich jetzt auch anschließen möchte, fest steht: Kontaktanzeigen-Lügen gibt es. Einige davon sind so schwerwiegend, dass man den Lügner dafür mit dem Ausschluss aus jedem Single-Portal bestrafen sollte. Über andere lässt sich durchaus mit einem Lächeln hinwegsehen. Wir zeigen Ihnen die häufigsten Unwahrheiten bei Kontaktanzeigen und zeigen was schwerwiegend und nicht okay ist (Lügen) und was man mit einem Augenzwinkern hinnehmen kann (Schummelei).

Hier lügen/schummeln Frauen:

1. Das Gewicht: 
Über 60 Prozent der Frauen sind online leichter, als in der Realität. Der Wunsch ist da der Vater des Gedanken. Kleineren Gewichtsabweichungen (1-3 kg) gelten noch als Schummelei. Alles was darüber hinausgeht ist eine Lüge und nicht okay.

2. Das Foto: 
Natürlich stellt kein Single ein Foto ins Netz, auf dem er/sie von Freunden nach dem 15. Bier mit zerzauster Frisur fotografiert wurde. Aber muss es gleich das mit Photoshop überarbeitete Foto Traumbild vom Strandurlaub vor fünf Jahren sein? Ein schönes maximal ein Jahr altes Foto zu nehmen auf dem man gut getroffen ist, ist noch nicht mal eine Schummelei. Alles was darüber hinaus geht, ist aber eine Kontaktanzeigen-Lügen. Immer wieder berichten Männer von bösen Überraschungen… 

3. Die Maße: 
Nicht nur beim Gewicht, auch bei den Maßen schummeln und lügen Frauen. Die realen Werte rutschen dann immer ein paar Zentimeter in Richtung Modellmaß 90/60/90. Auch bei der Körbchengröße ist 80c nicht sicher 80c. Da kein Mann zum ersten Date ein Maßband mitbringt, ist diese Schummelei recht ungefährlich und deshalb sehr beliebt.

4. Anzahl der bisherigen Lover: 
Wenn Ihnen eine Frau erzählt, dass sie erst drei Beziehungen hatte, wird das in den meisten Fällen stimmen. Bei vielen ist Beziehung aber eher eine Frage der Definition. Bei der Frage nach Sex-Partnern biegen sich im Normalfall die Balken. Die Dunkelziffer liegt oft deutlich höher. Weil Männer die "harte" Realität oft gar nicht wissen möchten, ist das eine Schummelei.

5. Das Alter: 
Es kommt bei weitem nicht so oft vor, wie man es annehmen würde, aber auch beim Alter schummeln Frauen. Wenn man deutlich jünger aussieht, als man ist, kann das durchaus eine Zeitlang gutgehen.

Hier lügen/schummeln Männer:

1. Der Beziehungsstatus: 
Nach Schätzungen erfahrener Singlebörsen-Chefs sind rund 25% aller Männer, die sich in Singlebörsen tummeln, in Wirklichkeit gar kein Single, sondern noch in einer Beziehung. Typische Ausrede, wenn mann ertappt wird: Mit der anderen lebt er doch nur noch in einer Wohnung - oder die Beziehung ist doch schon "so gut wie" beendet...

2. Die Größe: 
Was für die Frauen das Gewicht ist, ist für Männer die Körpergröße. Männer glauben, dass Frauen einen Beschützer wollen, der größer ist als sie selbst. Das ist in Ansätzen auch sicherlich richtig. Die Größe ist allerdings kein guter Punkt zum schummeln. Denn während die Frau mit zwei, drei Kilo mehr als angegeben meist durchkommt, ist der zehn Zentimeter größere Mann recht schnell (als Lügner) entlarvt.

3. Die Größe II (you know what we mean): 
Wenn Sie wollen, dass ein Mann lügt, fragen Sie Ihn nach der Größe seines besten Stücks. Abenteuerliche Fehleinschätzungen und -messungen sind vorprogrammiert.

4. Der Beruf: 
Männer wollen oft der (finanz-)starke Teil der Beziehung sein und interpretieren ihren Job deshalb ab und an ein weniger freier. Kontaktanzeigen-Lügen fangen da an, wo der Frau eine Gehaltsklasse vorgemacht wird, in der man(n) sich nicht befindet. Seinen Hausmeister-Job als Facility Manager zu bezeichnen ist eine legitime Schummelei. Sein Netto-Gehalt um ein paar Hundert oder sogar Tausend Euro aufzustocken, ist dagegen eine Kontaktanzeigen-Lüge!

5. Die Bildung: 
Männer wollen Frauen oft mit Wissen, Bildung und Kultur beeindrucken, die sie gar nicht haben. Würden alle Männer so viel lesen und sich für Kultur-Veranstaltungen interessieren, wie in Single-Börsen, müsste man jedes Buch ein halbes Jahr im Voraus bestellen. Das wird aus einer Kontaktanzeigen-Schummelei schnell eine peinliche Kontaktanzeigen-Lüge!

6. Das Aussehen: 
Natürlich gibt es auch Männer, die beim Aussehen schummeln. Ein kleiner Bauchansatz entpuppt sich dann als 10-Liter-Fäßchen. Eine hohe Stirn wird entgegen des (offensichtlich alten) Fotos zur Halbglatze. Die sportliche Figur wird innerhalb von Tagen zur semi-sportlichen. Diese Kontaktanzeigen-Lügen enden meist im Desaster - selbst Schuld!


2.5 Der Kontaktanzeigen-Markt - eine Branche startet durch

Wie viele Singles schalten Kontaktanzeigen und wie viel Umsatz erzielen welche Unternehmen mit diesen Kunden? Diese Fragestellungen behandeln wir im folgenden Artikel rund um den "Kontaktanzeigen-Markt".

Zunächst einmal ist darauf hinzuweisen, dass es "immer schon" drei ganz grundsätzliche Arten von "Märkten" gab, auf denen sich Partnersuchende und Unternehmen trafen, um die Dienstleistung "Ich unterstütze Dich bei der Partnersuche" anzubieten bzw. in Anspruch zu nehmen:

  • Partnervermittlungen
    Seit den biblischen Zeiten werden Menschen (und heute Maschinen) eingesetzt, um ganz gezielt Partnersuchende zu vermitteln. Mehr dazu in unserem Dossier "Partnervermittlung".

  • Kontaktanzeigen-Märkte
    Hier stellt der Dienstleister lediglich eine "virtuelle Plattform" zur Verfügung, über die Singles selbstständig einen Partner suchen können.

  • Single-Veranstaltungen
    Der Dienstleister stellt keine "virtuelle", sondern eine "echte" Plattform für Singles zur Verfügung ("Fisch-sucht-Fahrrad"-Party, Speeddate,...). Mehr Infos finden Sie in unserem Test Blinddate-/Speeddate-Agenturen.

In diesem Artikel geht's natürlich um den Kontaktanzeigen-Markt. Wir unterscheiden hier entlang der Dimension "Art des Mediums" v.a. "Print" und "Online/Smartphone", aber es gibt dazu noch die Sonderform der kostenlosen Kleinanzeigen-Märkte im Web.

Das Marktsegment # 1: Der Kontaktanzeigen-Markt in Print-Medien

Im Vergleich zum heutigen Volkssport Online-Dating eilte der klassischen Zeitungs-Kontaktanzeige immer der Ruf voraus, etwas für "Verzweifelte" zu sein. Zudem leidet diese Branche seit dem Jahr 2000 extrem unter der flexibleren Internet-Partnersuche.

Wir sind bei unseren Recherchen zum Kontaktanzeigenmarkt bisher über zwei relativ ungesicherte Aussagen zur Größe des Kontaktanzeigen-Markt "Print" gestolpert:

  • 1997 sollen bundesweit insgesamt 5 Millionen Kontaktanzeigen aufgegeben worden sein - wobei wir annehmen, dass diese Angabe auch gewerbliche Inserate ("Heiratsinstitut Sonnenschein", "FKK-Club Aphrodite", "Ramona (21), 90-60-90, neu in der Stadt",... ) beinhaltet, die quantitativ gesehen den größten Teil ausmachen dürften.

  • Eine Internet-Quelle nennt für das Jahr 2003 insgesamt 100.000 Singles, die in Zeitungen und Zeitschriften inseriert haben sollen.

Am aussagekräftigsten dürfte das Zahlenmaterial des BDZV (Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger) sein - wir melden uns, sobald wir Antwort bekommen haben.

Im Print-Bereich dominiert seit Jahren ein geschickt agierendes Unternehmen, das unter der Marke "AMIO" für eine Vielzahl kleiner Verlage das Geschäft mit den Kontaktanzeigen outsourcet und zentralisiert - bravo!

Der Kontaktanzeigen-Markt auf Kleinanzeigen-Portalen

Seit dem Jahr 2000 entwickelten sich im Internet diverse Kleinanzeigen-Märkte, die teilweise gigantische Ausmaße haben. Die Idee aus Nutzersicht ist dabei meistens, dass man sich alles kostenlos ansehen kann und auch kostenlos Inserate mit Kontaktinformationen aufgeben kann.Das Geld verdienen diese Anzeigen-Marktplätze dann über Premium-Anzeigen und Werbeeinblendungen.

Die eine Hälfte dieser Anzeigenmärkte will mit schmuddeligen Kontaktanzeigen nichts zu tun haben, sie beschränken sich auf gebrauchte Dinge wie Fahrräder, Waschmaschinen, Autos und auch "kostenlos für Selbstabholer".

Die andere Hälfte hat entdeckt, dass sich mit dem Thema "Kontaktanzeigenmarkt" richtig Geld verdienen lässt. Quoka und Markt.de, die beiden Platzhirschen, machen grob die Hälfte ihres Umsatzes im Bereich "Bekanntschaften" - wir sprechen hier von durchaus über 10 Millionen Euro im Jahr.


Wer einen Partner sucht, kann diese Bekanntschafts-Marktplätze vergessen!

Seriöse Partnersuche findet hier allerdings nicht wirklich statt, denn nur gelegentlich verirren sich Singles mit ernsthaften Absichten auf diesen Seiten.

Vielmehr steht im Mittelpunkt:

  • Werbung von professionellen Prostituierten und Bordells.
  • Die Taschengeld-Nutte von Nebenan braucht wieder Geld für neue Schuhe...
  • Schmuddelige Erotik-Datingportale toben sich aus: "Du findest mich auf geilemaus.de."
  • Alle möglichen Dienstleistungen rund um Fetisch & Aktfotografie.

Darum: Finger weg, wenn Sie sich verlieben wollen!

Das Marktsegment # 3: Der Kontaktanzeigen-Markt als Online- & Mobile-Dating

Jetzt sind wir da, wo ein Großteil der Singles heute seine Kontaktanzeigen schaltet. Und das ist ja genau unser Fachgebiet ;-)

Hier nur ein kurzer Abriss:

  • Zwischen 2000 und 2016 erstellten die Deutschen über 100 Millionen Profile bei den Singlebörsen.
  • Monatlich sind über 8 Millionen online und per App flirtaktiv.
  • Die Branche macht um die 200 Millionen Jahresumsatz mit ihren Kontaktanzeigen-Märkten.
  • Das Online-Flirten findet heute zu rund 2/3 auf dem Smartphone statt.

Ausführliche und aktuelle Zahlen zum Kontaktanzeigen-Markt finden Sie im Bereich unserer Studien:
Marktanalysen zum Online-Dating in Deutschland

3. Die besten Kontaktanzeigen Portale

Was darf man bei welcher Kontaktanzeigen-Site ohne zu bezahlen? Wo lauern Abofallen? Welche Plattform hat welchen Alters-Schnitt? Wo lässt es sich am besten chatten?

Das alles haben wir in unseren Detailanalysen detailliert dargestellt.

Hier sind die Testsieger:

4. Regionale Bedeutung großer Kontaktanzeigen Seiten

Bei welchem Kontaktanzeigenportal warten in Ihrem Bundesland bzw. Ihrer Stadt am meisten Mitglieder auf Sie?

Klicken Sie auf Ihr Bundesland, wenn Sie es herausfinden möchten:

Diese Auswertungen haben wir sogar separat für Männer und Frauen erstellt! Nutzen Sie dafür im Regional-Bereich die Suchmaschine!

7. Interviews mit Kontaktanzeigen Portalen

Wir haben die Geschäftsführer der führenden Portale exklusiv interviewt, so dass Sie sehen können, wie es hinter den Kulissen der Kontaktanzeigen-Sites aussieht:


Wer hat dieses Kontaktanzeigen-Dossier erstellt?

Henning Wiechers beobachtet seit 2003 die Welt der Singlebörsen und gilt in den Medien als führender Fachmann zum Thema.

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