"Die Geschäftsmöglichkeiten für eDarling sind in den englisch- und französischsprachigen Märkten größer."
Jeronimo FolgueiraCEO bei eDarling Veröffentlicht: 12. Dezember 2016 |
Wenn wir an Affinitas, sprich an eDarling denken, kommt uns sofort ein Bild in den Kopf: das Brandenburger Tor. Oder besser gesagt die Quadriga. Vier edle Rösser, die die Viktoria im energischen Galopp übers Dach fliegen lassen. Die Siegesgöttin eDarling reitet weiter auf ihrem Triumphwagen, aber aus dem Vierer- ist ein flotter Zweispanner geworden. Wir sind neugierig und gespannt, wie sich die Kutsche lenken lässt...
Wir wollen mit eDarling das beste Preis-Leistungs-Verhältnis für Menschen in Deutschland bieten, die über 40 Jahre alt und auf der Suche nach einer ernsthaften Beziehung sind.
Jeronimo Folgueira, vor einem Jahr im Oktober 2015 sind Sie bei eDarling als CEO eingestiegen, die beiden Gründer Lukas Brosseder und David Khalil hatten sich relativ kurzfristig aus der Geschäftsführung zurückgezogen. Haben die beiden Ihnen ein paar Tipps und Ratschläge mit auf den Weg gegeben oder war die Übernahme des Chefsessels ein Sprung ins kalte Wasser?
Meine ersten vier Monate verbrachte ich damit, eine reibungslose Übergabe mit David und Lukas sicherzustellen. Sie haben sich viel Zeit genommen, mich an Bord zu bringen, das Wissen, das sie sich über die Jahre angeeignet haben, mit mir zu teilen und mich in jeder möglichen Weise zu unterstützen. Es war der reibungsloseste Übergang, den man sich erhoffen kann. Deshalb war der Übergang der Führung auf mich nahtlos, was mir vom ersten Tag an einen idealen Einstieg in diese Firma bescherte.
Stehen Sie noch im Austausch mit den eDarling-Gründern oder sind die beiden wie versprochen erstmal komplett von der Bildfläche verschwunden?
Natürlich bleibe ich mit ihnen in Verbindung und ich frage sie oft um Rat, sie sind immer sehr hilfsbereit. Es ist in der Tat so, dass ich die beiden proaktiv ansprechen „muss“, da Lukas und David sich strikt an ihre Rolle als Shareholder halten und nicht ins Tagesgeschäft eingreifen. Sie sind immer für mich da und stehen uns als Management-Team mit Rat und Tat zur Seite.
Wie sieht aktuell die Führungsriege aus - Sie lenken die Geschicke von eDarling gemeinsam mit Michael Schrezenmaier, richtig? Wer ist für was zuständig?
Michael und ich führen das Unternehmen zusammen. Wir sind ein perfektes Team von Gleichgesinnten und arbeiten zusammen als Einheit. Wir denken gleich, aber gleichzeitig ergänzen wir uns gegenseitig, respektieren und schätzen uns sehr. Ich treffe keine wichtige Entscheidung, ohne ihn vorher zu konsultieren, und er tut dasselbe mit mir. Ich denke, wir sind mittlerweile eine Art neuer "David und Lukas". In Bezug auf die Rollenverteilung kümmere ich mich um alles, was unter Marketing, Marke, Strategie und M&A (Mergers and Acquisitions = Fusion und Erwerb von Unternehmen Anm. d. Red.) fällt, während Michael sich um Produkt, IT und Operations kümmert.
Im deutschsprachigen Raum ist Affinitas vertreten mit eDarling, während Sie in vielen anderen Ländern als EliteSingles bekannt wurden. Haben beide Marken die gleiche Strategie oder gibt es neben dem reinen Design auch Unterschiede beim Inhalt?
EliteSingles ist weltweit unsere Hauptmarke und repräsentiert heute fast 80 Prozent unseres Geschäfts. Mit EliteSingles konzentrieren wir uns hauptsächlich auf die Premium-Dating-Angebote auf dem Markt. Wir wollen Menschen unterstützen, die ernsthafte Beziehungen mit Singles suchen, welche eine hohe Kompatibilität in Bezug auf Persönlichkeit, Bildung, Lifestyle und Beruf aufweisen.
Unsere Marktbegleiter im deutschsprachigem Raum haben hier einen sehr ähnlichen Ansatz, daher positioniert sich eDarling in Deutschland als eine preiswertere Alternative vor allem für etwas reifere Kundensegmente. Wir wollen mit eDarling das beste Preis-Leistungs-Verhältnis für Menschen in Deutschland bieten, die über 40 Jahre alt und auf der Suche nach einer ernsthaften Beziehung sind.
Und welches Land ist das stärkste für EliteSingles - Klassiker wie Frankreich und Großbritannien?
Frankreich ist unser größter Markt, und wir sind tatsächlich der Marktführer für seriöses Dating in diesem Land. Unser zweitgrößter Markt sind die USA. Wir sind dort erst letztes Jahr gestartet und daher noch in den Anfängen, aber wir haben bereits jetzt sehr großen Erfolg und wachsen schnell. Unsere Top 5 werden von Großbritannien, Kanada und Australien abgerundet.
Die USA haben eine sehr hoch entwickelte Datingindustrie - wie einfach ist es für Sie, mit EliteSingles in einem Land wie den Vereinigten Staaten oder Australien Fuß zu fassen?
Überraschenderweise funktionierte der Markteintritt sowohl in Australien als auch in den USA extrem gut. In Australien sind wir bereits die Nr. 2 und wachsen dort weiterhin stark. In den USA sehen wir eine enorme Akzeptanz unseres Angebots. Ich denke, dass wir mit EliteSingles eine sehr klare Markenpositionierung und starke USPs (Alleinstellungsmerkmale) haben, die für Singles in diesen Ländern sehr attraktiv sind. Am Ende des Tages möchte jeder die richtige Person finden und keine Zeit mit unseriösen und kurzfristigen Bekanntschaften verschwenden, wie man sie normalerweise auf kostenlosen Dating-Apps vorfindet.
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Sie sind in Spanien aufgewachsen - wie hat es Sie über zahlreiche internationale Stationen, etwa London und New York, ausgerechnet ins Berliner Affinitas Büro verschlagen?
Meine Karriere ist bisher sehr international gewesen. Mein erster Job, der mich auch aus Spanien wegführte, war in London. Ich habe seitdem in New York, Luxemburg und unter anderem in Dublin gearbeitet. Berlin ist eine große Stadt, die Tech-Hauptstadt Europas, und es gibt viele großartige Unternehmen, wie z.B. Affinitas. Daher war es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis ich irgendwann auch eine Herausforderung in Berlin annehmen würde. Dann kam diese Gelegenheit und ich konnte nicht widerstehen.
Was hat Ihnen von Ihren vorangehenden Tätigkeiten im Management für die Führungspositon bei Affinitas am meisten geholfen im Sinne von Erfahrung, die Sie mit einbringen konnten?
Ich habe in sehr wettbewerbsintensiven Online-Branchen wie der Gamingbranche gearbeitet. Hier habe ich viel über Marketing gelernt, was mir jetzt auch im Dating zugute kommt. In der Vergangenheit habe ich auch sehr große Teams und große Budgets verantwortet, was sicherlich eine sehr gute Vorbereitung für meine aktuelle Rolle war. Am wichtigsten ist meiner Meinung nach die Tatsache, dass ich in sehr großen Unternehmen gearbeitet habe. Ich weiß, was ein Unternehmen in jedem Stadium seiner Entwicklung braucht, einschließlich Struktur und Prozessen. Und ich glaube, ich kann all meine Erfahrungen bei Affinitas einbringen, sodass wir größer und größer werden.
Einer Ihrer Schwerpunkte in der Vergangenheit war, wie gerade erwähnt, Online-Gaming. Zuletzt bei einem Riesenanbieter für Sportwetten. Konnten Sie Know-how aus dem Bereich Gaming und Glücksspiel auch auf die Online-Dating-Branche übertragen?
Ja, es gibt viele Erfahrungen, die man vom Gaming auf die Dating-Branche übertragen kann, vor allem im Bereich des Marketings und Brandings. Das Gute ist, dass wir beim Dating viel mehr positive Auswirkungen auf das Leben der Menschen haben, was mir persönlich viel mehr Spaß macht.
Mit Brosseder, Khalil, Rieke und dem Vielgründer Christian Vollmann, der ja ein Startup nach dem nächsten aus der Taufe hebt, hat eine imposante Führungsquadriga in der Geschäftsleitung das eDarling-Schiff gelenkt. War es ein schwieriges Erbe, als CEO in ihre Fußstapfen zu treten?
Ja, sie haben die Latte sehr hoch gelegt - sie haben das Unternehmen herausragend geführt und mir eine extrem starke Firma und spannende Aufgabe übergeben. Die Affinitas jetzt nochmal besser zu machen, ist bzw. wird nicht einfach. Deshalb bin ich so dankbar, dass sie mir während des vergangenen Jahres viel geholfen und mich darin unterstützt haben, die Firmenleitung zu übernehmen.
An welchen Stellen wollen Sie den erfolgreichen Kurs der Vorgänger für eDarling weiterführen, und wo wollen Sie neue Akzente setzen?
Ich denke, wir müssen uns jetzt darauf konzentrieren, Marktführer in unseren Top-5-Märkten mit der Marke EliteSingles zu werden. Wir sind bereits führend in Frankreich, aber wir haben noch vier weitere Märkte, wo wir dieses Ziel erst noch erreichen wollen.
Im Mai letzten Jahres wurden die Türen bei ShopAMan dichtgemacht, weil die Plattform sich für Affinitas wirtschaftlich nicht mehr getragen hat. Das Portal hatte 2012 einen fulminanten Start hingelegt und binnen kurzer Zeit an die 450.000 Mitglieder gesammelt. Wie kam es zum Aus für ShopAMan?
ShopAMan war benutzerfreundlich, aber es war nicht rentabel. Nach zwei Jahren war klar, dass der Weg zur Profitabilität für ShopAMan zu lange dauern würde. Bis dahin hatten wir bereits EliteSingles in den USA gestartet, wo wir sofortigen Erfolg und Profitabilität hatten. Daher haben wir uns entschieden, alle unsere Ressourcen auf die erfolgversprechendste Option zu konzentrieren.
Heute bin ich stolz darauf zu sagen, dass jede Marke und jedes Land, in dem wir aktiv sind, profitabel ist – dies macht letztlich ein erfolgreiches Unternehmen aus. Wir werden weiterhin neue Produkte wie ShopAMan ausprobieren, aber ich glaube an die Fail-Fast-Philosophie, das heißt, wenn etwas nicht funktioniert, müssen wir anders weitermachen. Es gibt zu viele große Chancen für uns da draußen und wir sollten unsere kostbare Zeit nicht mit den falschen Dingen verschwenden.
Adopteunmec.com, die französische Variante von Shopaman, läuft in Frankreich seit Jahren gut. Ist die französische Seite geschickter aufgezogen oder stehen die Franzosen einfach mehr auf dieses Konzept als die Deutschen?
Ich denke, es ist ein kultureller Unterschied; Franzosen und Deutsche verhalten sich völlig anders, wenn es um Liebe geht und deshalb haben sie sich für verschiedene Produkte entschieden. Wir wissen, wovon wir reden, denn wir haben dort ein sehr erfolgreiches Geschäft aufgebaut.
Kommen wir zurück zur Gegenwart. Anfang Oktober 2016 ging die Nachricht rum, dass eDarling die französische Seite "Attractive World" gekauft hat. Was ist das für ein Portal - so eine Nummer wie BeautifulPeople.com, wo die Mitglieder entscheiden, ob man schön genug ist, um mitzumachen?
Attractive World ist eine Dating-Plattform für ein jüngeres Publikum mit einer eigenständigen offenen Suchfunktion. Die Mitglieder dort sind ebenfalls eher auf der Suche nach ernsthaften als nach lockeren Ein-Mal-Dates. Die Nutzer melden sich an, indem sie grundlegende persönliche Details angeben und ein Bild von sich hochladen. Dann müssen sie auf die Abstimmung der Gemeinschaft warten, die sie entweder rein- oder rauswählt. Die Auswahl basiert nicht nur auf dem Äußeren. Gelungene Profiltexte machen einen großen Unterschied für die Community, die abstimmt.
Wie passt sich der Neuerwerb neben den Matchmaking-Brands eDarling/EliteSingles in das Portfolio von Affinitas als Spezialist für die Vermittlung langfristiger Partnerschaften ein?
Das Ziel von Affinitas ist es, das weltweit führende Premium-Dating-Unternehmen zu werden - eine Vision, die ein abgerundetes Markenportfolio benötigt. AttractiveWorld, als Premium-Plattform mit einer offenen Suchfunktion, ist ein starker Zusatz dazu.
Werden Sie Attractive World für den deutschen Markt adaptieren?
Ja, wir werden sicher versuchen, die Marke und das Konzept auf dem deutschen Markt und einigen anderen Märkten zu etablieren. Es ist ein sehr erfolgreiches Geschäft in Frankreich und daher lohnt es sich, dieses Modell auch woanders auszuprobieren.
Mit eDarling/EliteSingles ist Affinitas in mittlerweile über 25 Ländern vertreten. Wo ordnen Sie Deutschland in diesem Gefüge ein? Wir hatten den Eindruck, dass der Fokus in den letzten beiden Jahren verstärkt auf andere Ländern wie Frankreich und die USA verlagert wurde, ist das richtig?
Das ist richtig. Mit eDarling Deutschland begann alles in Berlin, wo wir immer noch unseren Sitz haben. Es wird auf jeden Fall immer Teil unserer Firmen-DNA bleiben, und Deutschland ist immer noch eines unserer Top-10-Länder. Aber die Wahrheit ist, dass unsere Geschäftsmöglichkeiten in den englisch- und französischsprachigen Märkten deutlich größer sind. In diesen Märkten waren wir bisher sehr erfolgreich und konnten große Marktanteile gewinnen bei gleichzeitigem Ausbau der Profitabilität. Und diese Märkte sind sehr groß oder sogar größer als Deutschland. Der deutsche Markt ist sehr wettbewerbsintensiv, mit großen, aggressiven Konkurrenten in unserem Segment.
Wie wichtig sind die Online-Dating-Märkte in Großbritannien und Australien in dieser Struktur?
Großbritannien und Australien gehören zusammen mit Frankreich, den USA und Kanada zu den fünf führenden Ländern. In Australien haben wir besonders viel investiert, um einen großen Teil des Marktes zu besitzen. In Kanada sind wir bereits Marktführer in der Provinz Quebec.
Welche Schwerpunkte setzt eDarling bei der Online-Partnersuche nach einem festen Lebenspartner - gibt es zum Beispiel Zielgruppen, die Sie besonders ansprechen wollen?
Wir haben festgestellt, dass unsere Premium-Dienstleistungen für Menschen über 40 besonders attraktiv sind, weil diese mehrheitlich nach einer ernsthaften und langen Beziehung suchen. Sie wollen ihre Zeit nicht mit den ungeeigneten Menschen verschwenden und wollen lieber kompatible Partnervorschläge erhalten, als sich durch Tausende von Profilen zu klicken.
Zum 3. Mal in Folge wurde eDarling von Focus Money als Partnervermittlung mit Bestnoten ausgezeichnet - unter anderem für den "höchsten Leistungsumfang" und den "besten Kundenservice". Was meinen Sie, warum genau scheidet eDarling in diesen beiden Punkten besser als die anderen Mitbewerber?
Wir konzentrieren uns auf Qualität statt Quantität, und als Premium-Service ist es für uns sehr wichtig, ein Top-Produkt mit den höchsten Standards in jedem Land anzubieten, in dem wir tätig sind. Darüber hinaus gehören hervorragende Kundenbetreuung und Sicherheit zu unseren Unternehmenspfeilern.
eDarling hat im Sommer dieses Jahres ja ein schickes neues Büro in Berlin bekommen, geplant und designt von einer jungen Architektin - bleiben Sie da dem Geiste Christian Vollmanns treu, Startups auf allen Ebenen eine Chance zu geben?
Wir blieben in unseren alten Büros, renovierten sie aber zeitgleich. Wir wollten die Räumlichkeiten moderner und komfortabler machen, um unseren Mitarbeitern damit den bestmöglichen Arbeitsplatz zur Verfügung stellen. Allerdings bewahren wir uns unseren Start-up-Geist. Wir sind ein sehr dynamisches Unternehmen, voll junger Menschen, die aus allen Teilen der Erde kommen. Wir unterstützen das Berliner Start-up-Ökosystem und bleiben Christian Vollmanns Geist treu, das ist in unserer Firmen-DNA.
Jetzt hat es sogar eine Tischtennisplatte in der neuen eDarling-Küche. Haben Sie mit Ihrem Berliner Stab schonmal eine Turnier-Runde gedreht?
Es ist immer Action an der Tischtennisplatte in unserem Büro. Ich habe bisher nur einmal gespielt, es war dann doch ein zu ereignisreiches erstes Jahr! Aber ich hoffe, dass ich im kommenden Jahr mehr Zeit haben werde, mein Team zu Duellen an der Tischtennisplatte aufzufordern.
Lieber Jeronimo Folgueira, vielen Dank für die exklusiven Einblicke hinter die Kulissen und in Ihr Wirkungsfeld! Wir wünschen weiterhin viel Spaß und Erfolg bei eDarling und freuen uns schon auf das nächste Gespräch, spätestens in 5 Jahren :-)
| Wir empfehlen "eDarling.de" nicht mehr. |
Wer hat das Interview "eDarling" geführt?
Pamela Moucha arbeitet in der Test-Redaktion und verliebt sich gelegentlich beim Pilzesuchen im Wald.