Immer mehr Frauen praktizieren “Boysober”


Ein neuer Trend zur Selbstreflexion für beide Geschlechter

Veröffentlicht: 15. April 2024

Sie haben vielleicht schon von "Dry January" gehört, einer Bewegung, bei der Menschen im Januar auf Alkohol verzichten. Aber haben Sie schon einmal von "Boysober" gehört? Dieser Trend, der immer mehr Anhängerinnen findet, bezieht sich nicht auf den Verzicht auf Alkohol, sondern auf das "Entgiften" von Männern. Warum entscheiden sich manche Frauen für diese ungewöhnliche Form der Selbstpflege? Lassen Sie uns einen genaueren Blick darauf werfen.

Was ist Boysober überhaupt?

Boysober ist eine Wortkreation, die sich aus den Wörtern "boy" (Junge) und "sober" (nüchtern) zusammensetzt. Im Grunde bedeutet es, sich von Männern zu entgiften. Das kann bedeuten, dass man für eine Weile keinen Kontakt zu Männern hat, sei es romantisch oder platonisch, oder dass man sich von toxischen Beziehungen oder Verhaltensweisen löst, die von Männern ausgehen.

Warum schwören manche Frauen darauf?

Für viele Frauen ist “Boysober” eine Form der Selbstfürsorge. Ähnlich wie beim Verzicht auf Alkohol während des "Dry January" sehen sie es als Möglichkeit, sich zu entgiften und ihr Wohlbefinden zu verbessern. Toxische Beziehungen oder Verhaltensweisen können belastend sein und das Selbstwertgefühl beeinträchtigen. Indem sie sich von diesen Situationen distanzieren, schaffen sie Raum für persönliches Wachstum und Selbstentwicklung.

Die Macht der Selbstreflexion

Boysober ermutigt Frauen auch dazu, über ihre Beziehungen zu Männern und die Rolle, die sie in ihrem Leben spielen, nachzudenken. Es ist eine Zeit der Selbstreflexion, in der Frauen ihre Bedürfnisse und Grenzen klarer erkennen können. Dies kann dazu führen, dass sie sich selbstbewusster fühlen und besser in der Lage sind, gesunde Beziehungen aufzubauen.

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Eine feministische Perspektive

Einige Frauen betrachten Boysober auch aus einer politischen Perspektive. Sie sehen es als Möglichkeit, patriarchale Strukturen zu hinterfragen und sich von gesellschaftlichen Erwartungen zu lösen. Boysober wird für diese Frauen so zu einem Akt des Widerstands gegenüber einem System, das Frauen oft unterdrückt und ihre Autonomie einschränkt.

Boysober aus soziologischer Perspektive

In Deutschland gibt es auch Stimmen aus der Forschung, die sich mit diesem Phänomen auseinandersetzen. Dr. Anna Peters, Soziologin an der Universität Hamburg, betont die Bedeutung von Selbstfürsorge und Selbstreflexion in Beziehungen: "Es ist wichtig, dass Frauen ihre eigenen Bedürfnisse ernst nehmen und sich nicht in Beziehungen verlieren, die ihnen nicht guttun." Weiterhin merkt sie an:


"Boysober kann eine wirksame Möglichkeit sein, um sich von belastenden Dynamiken zu lösen und Raum für persönliches Wachstum zu schaffen."

Kritik und Kontroverse

Natürlich gibt es auch Kritikerinnen von Boysober. Einige argumentieren, dass es unfair ist, Männer pauschal als toxisch oder schädlich darzustellen. Sie betonen die Bedeutung individueller Verantwortung und die Notwendigkeit, Beziehungen auf Augenhöhe zu führen. Andere sehen Boysober als eine Form von Exklusivität, die den Geschlechterdialog behindert und die Kluft zwischen den Geschlechtern vertieft.

Praktische Tipps

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie sich von toxischen Beziehungen oder Verhaltensweisen entgiften möchten, bieten wir Ihnen praktische Tipps, die Sie dabei unterstützen können:

  1. Nehmen Sie sich Zeit für Selbstreflexion: Überlegen Sie, welche Beziehungen oder Verhaltensweisen Ihnen nicht guttun und warum.
  2. Setzen Sie klare Grenzen: Lassen Sie andere Menschen nicht Ihre persönlichen Grenzen überschreiten. Kommunizieren Sie hierzu klar, was Sie von einer gesunden Beziehung erwarten.
  3. Suchen Sie Unterstützung: Sprechen Sie mit Freunden oder Freundinnen, einer Therapeutin oder einem Coach über Ihre Erfahrungen und erhalten Sie Unterstützung dabei, sich von toxischen Dynamiken zu lösen.
  4. Betreiben Sie Selbstfürsorge: Tun Sie Dinge, die Ihnen guttun und die Sie glücklich machen. Investieren Sie in Ihre eigenen Interessen und Bedürfnisse.

Fazit

Boysober ist zweifellos ein kontroverses Thema, das die Gemüter erhitzt. Doch für viele Frauen ist es eine wichtige Form der Selbstfürsorge und Selbstreflexion. Es bietet Raum für persönliches Wachstum und stärkt das Selbstbewusstsein.

Selbstverständlich gilt das Gesagte auch für Männer, die sich in toxischen Beziehungen mit Frauen befinden. Ob man also nun für oder gegen Boysober ist, eins ist klar: Es regt zum Nachdenken über Geschlechterrollen, Beziehungen und Selbstfürsorge an - und das ist immer ein Thema wert.

Quelle: stern.de

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