"Love Scam darf kein Tabu sein. Es kann jeden treffen, egal welcher Herkunft!"

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interview mit Uschi Tschorn von Love Scammer Hilfe

Uschi Tschorn

Hilfe für Love Scam Opfer

Veröffentlicht: 1. Mai 2019

Uschi Tschorn ist Expertin für Love Scam und bietet Betroffenen seit drei Jahren praktische Hilfe und Unterstützung an. In dieser relativ kurzen Zeit hat sie viel erlebt und Kontakt zu tausenden von Opfern geknüpft. Im Interview berichtet sie ihre Erfahrungen bezüglich Methoden, Strategien und Taktiken der Romance Scammer.



Ich erkläre, was ein Scammer macht und warum man wie ein Zombie losrennt, um Geld zu beschaffen.

Wie lange betreiben Sie den Kampf gegen Love Scam schon und warum?

Ich fing im Herbst 2016 an, denn im Frühjahr des gleichen Jahres war ich selbst Opfer geworden.

Es gab keine Hilfe oder Rat, man stand damals noch völlig allein da, und wusste nicht weiter. Seitdem versuche ich aufzuklären und zu helfen.

Ich helfe Menschen, indem ich ihnen erkläre, wie sie zum Opfer werden konnten. Niemand ist dumm oder naiv. Ich erkläre, was ein Scammer macht und warum man, wie ein Zombie, losrennt, um Geld zu beschaffen.

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Wie vielen Menschen konnten Sie schon helfen und wie finanzieren Sie sich?

Bislang sind es fast schon 5.000 Personen, denen ich helfen konnte. Ich finanziere mich über Spenden und bin über jede Unterstützung sehr dankbar!

Neben den Spenden gibt es hin und wieder auch Rechercheaufträge, für die ich eine Aufwandsentschädigung nehme. Ich nehme kein Geld von Menschen, die durch einen Scammer ihr ganzes Hab und Gut verloren haben. Hier versuche ich nach meinen Möglichkeiten immer kostenlos zu helfen.


Sie haben eine kostenpflichtige Hotline, die Menschen in Not anrufen können. Warum ist diese Hotline kostenpflichtig?

Früher hatte ich keine Hotline, die kostenpflichtig war. Dies habe ich geändert, weil sich Anrufe häuften, bei denen Männer dachten, ich stände "zur Verfügung" - sie verstehen, was ich meine. Es riefen auch vermehrt Leute an, denen einfach nur langweilig war und die sich unterhalten wollten. Ich wollte hingegen die Leitung freihalten für Love Scam Opfer!  

Und damit auch ier niemand in eine Kostenfalle gerät, geht das Gespräch über die Hotline nur so lange, bis 45,00 Euro voll sind. Dann wird die Verbindung unterbrochen. Wer dann noch Not hat und weiter telefonieren muss, der erhält meine private Nummer, die kostenlos ist. Wie gesagt, ich nehme nichts von Leuten die sowieso nichts mehr haben. 


Wo kommen die Scam Opfer her, denen Sie helfen?

Viele Opfer, um die ich mich kümmere, stammen aus der Schweiz und aus Österreich. In beiden Ländern gibt es keine Hilfe und Scam ist vor allem in der Schweiz kaum bekannt. Aber auch aus Deutschland kenne ich Geschädigte.


Love Scam ist ein einträgliches Geschäft. In den Medien werden oft hohe Beträge genannt, welche die Opfer an Love Scammer überweisen – manchmal hört man, dass es ein Millionengeschäft sein soll. Gibt es Zahlen? Können Sie schätzen?

Jede dritte Frau in Deutschland ist Opfer – und die Frauen werden immer jünger: Viele sind jünger als 40. Es gibt aber auch Männer, die Opfer werden; die melden sich jedoch selten.

Abgezockte Geldbeträge fangen bei circa 1.000 Euro an, das kann schnell bis 50.000 Euro gehen. Normalbeträge liegen zwischen 50.000 und 750.000 Euro. Und das in kurzer Zeit! Kennenlernen, Geld oder Waren schicken und Pleite gehen dauert circa 3-4 Monate.

Im Schnitt werden pro Woche circa 250 Frauen mit 50.000 Euro abgezockt. Circa 400 Frauen überweisen rund 300.000 bis 750.000 Euro pro Woche.

Bei diesen Beträgen handelt es sich nicht nur um Bargeld, denn nicht alle Opfer sind vermögend. Viele werden einfach als Muli bzw. Kuli genutzt. Das heißt, die Scammer bestellen Handys und andere teure Waren, die sie an ihre Opfer schicken lassen, welche die Waren dann weiter (an den Scammer) schicken.


Wer beim Postboten unterschreibt wird auch irgendwann zur Kasse gebeten! Und alles fliegt auf, wenn der Händler sein Geld für die Ware will.

Mit der Unterschrift über den Erhalt der Ware, steht das Opfer dann jedoch in der Haftung, die Ware auch bezahlen zu müssen. Noch dazu versendet das Opfer unbezahlte Ware ins Ausland; das ist ein großes Problem!

So schnell kann es gehen, dass man "Warenagent" wird

Ein 51-jähriger Mann aus dem Landkreis Traunstein lernte über eine Online-Partnerbörse eine Frau kennen. Im weiteren Verlauf wurde der Mann mit Liebesbekundungen dazu gebracht, Pakete zu empfangen und nach Russland und Finnland weiter zu verschicken.

Die Chatpartner gaben vor, die Waren für bedürftige Kinder zu benötigen. Der "liebesblinde" Mann erhielt die Versandaufkleber per E-Mail, der Warenwert dürfte in diesem Fall bei etwa 3.000 Euro liegen. 17 Pakete konnte die Kripo noch sicherstellen.

Quelle: München.tv

Die Frage, die sich Außenstehenden meist aufdrängt, ist eigentlich immer die gleiche: Warum fallen Menschen auf Love Scammer herein und überweisen große Summen an Betrüger?

Es gibt einsame Menschen, die nie eine Chance hatten, jemanden kennenzulernen; es gibt Verheiratete, die Spannung in ihrem Leben brauchen und es gibt die Menschen, die wirklich einen Partner suchen.

Zu Hause ist man sicher, denken die meisten. Das ist jedoch falsch. Da erscheint plötzlich ein Foto in der Singlebörse, das einen gutaussehenden Mann mit tollem Job und einem super Einkommen zeigt.

Frau antwortet natürlich auf seine Fragen. Er ist nett, höflich, charmant. Er will alles wissen, macht sich Sorgen und fragt: "Darling, hast Du gut geschlafen?", "Honey, hast Du schon gegessen?" oder er schreibt: "My Queen, I love you!".

Er baut also Vertrauen auf, die Liebe kommt ins Spiel. Dann wird schon einmal die gemeinsame Zukunft geplant.  Alles immer schön mit Gehirnwäsche und meist innerhalb einer Woche.

Dann das große Unglück! Ein Unfall, ein Raub, Notoperation, Kreditkarten weg und die Nachricht:


Schatz, ich brauche Geld! Nur Du kannst helfen!

So nimmt das Unheil seinen Lauf, am Ende stehen ausgeschöpfte Kredite, Schulden und Privatinsolvenz.  


Scammer-Profile scheinen auffällig oft männlich, ansässig im Ausland und vom Alter her zwischen 45 und 55 Jahre alt zu sein. Stimmen Sie dem zu?

Ja, es werden immer die Fotos weißer Männer, allerdings zwischen 30 und 60 Jahren, für die Scamprofile genutzt. Die Männer müssen besonders gut aussehen. Dahinter verbergen sich dann aber meistens afrikanische Scammer.

Diese afrikanischen Scammer fangen mit 15 Jahren an in diesem Bereich aktiv mitzuarbeiten. Sie knüpfen die ersten Kontakte zu den Opfern und helfen den Profis.

Mit circa 30 Jahren ziehen sie dann selbst die Fäden. Ich war selber in Ghana um zu recherchieren. Alle verdienen mit Scam, jeder kriegt etwas ab und somit kommen alle gut klar. 


Welche weiteren Hinweise könnten Singles darauf schließen lassen, dass sie mit einem Scammer bzw. Fake-Profil schreiben?

Die Männer sehen gut aus, haben gute Jobs oder sind reich. Meistens sind es Ausländer (Engländer, Amerikaner, Schweden oder Schotten), die obendrein noch Witwer mit Kind sind. Bei der Unterhaltung fällt auf, dass sie Englisch schreiben oder Deutsch mit Übersetzer oder Übersetzungsprogramm.

Wenn er nach ein paar Tagen schon von der großen Liebe spricht, sollte man äußerst vorsichtig sein! Denn hier beginnt die Gehirnwäsche!


Sicherlich gibt es aber auch weibliche Love-Scam-Profile?

Hinter den weiblichen Fotos von Scammern verbergen sich meist Damen aus dem Gewerbe. Die Fotos und auch Videos dieser Frauen sind in der Regel aber gestohlen und die betroffenen Frauen wissen gar nicht, dass mit ihren Bildern geworben wird.


Wer betreibt die weiblichen Scam-Profile?

Die weiblichen Love-Scam-Profile werden in erster Linie von Russen gesteuert, die restlichen Scammer, die mit weiblichen Profilen arbeiten, kommen aus dem Ostblock. Es sind aber auch ein paar Afrikaner in dem Bereich unterwegs.


Woran erkennt man, dass man mit einem weiblichen Scam-Profil schreibt?

Die Damen auf den Fotos sind blutjung, sehr hübsch, sehr sexy, geschätzt ab 17 bis 25 Jahre alt. Sie suchen alle einen älteren Mann ab 60 Jahre aufwärts – praktisch einen Sugardaddy, in den sie sich so verlieben, dass sie unbedingt mit ihm leben wollen.

Hier kommen die pikanten Videos ins Spiel. Jeder Herr denkt, diese seien aus lauter Leidenschaft zu ihm entstanden. Ich sage: Nein, auch diese Damen wollen nur Geld und werden bald schreiben: „Wenn ich zu dir komme, brauche ich einen Koffer, Kleidung, ein Ticket…“ - und vieles mehr.

Irgendjemand wird dann krank und sie braucht Geld für eine Operation oder für Medikamente oder auch für ein Visum. Vorsicht: Diese Damen kommen nie! Es gibt nur immer wieder neue Forderungen!

Diese vermeintlichen Frauen haben auch oft einen Job im Kinderheim oder arbeiten in Afrika als Soldatin oder irgendwo als Krankenschwester im Einsatz - alles ist möglich. Alles Lügen um an Geld zu kommen!


Mit welchen Love Scammern haben Sie es zu tun, wenn Sie für Opfer recherchieren?

An erster Stelle sind immer noch die Afrikaner (Nigeria und Ghana), danach kommen die anderen Afrikanischen Staaten. An zweiter Stelle stehen die Scammer aus Indien (Pakistan) oder Malaysia bzw. Asien und dann die Russen.


Welche Datingportale werden von Scammern besonders häufig genutzt?

Alle Datingseiten aus der Werbung sind voll mit Scammern und Betrügern. Bei Parship, LoveScout24, Lovoo oder Tinder sind die meisten zu finden. Und bei ElitePartner da wimmelt es nur so von Romance Scam! Denn bei dem Wort „Elite“ denkt natürlich sowohl das potenzielle Opfer als auch der Scammer an ein gutes Einkommen…

So schützt ElitePartner seine Kunden vor Love Scam

Um Scammer frühzeitig ausfindig zu machen und bei ElitePartner auszuschließen, haben wir umfangreiche Sicherheitssysteme entwickelt:

  • Wir prüfen grundsätzlich jede Neuanmeldung sorgfältig von Hand. So stellen wir sicher, dass nur Singles bei ElitePartner zu finden sind, die auch zu uns und unserer Mitgliederbasis passen und feste Absichten haben. Wir treffen hier gezielt eine Auswahl, nur wer zu ElitePartner passt, wird angenommen. Etwa jede siebte Anmeldung wird abgelehnt. Gleichzeitig prüfen wir im Rahmen dieser Validierung die Neuanmeldungen auch auf ihre Seriosität und bestimmte Auffälligkeiten. Dank unserer jahrelangen Erfahrung und eines umfangreichen Kriterienkatalogs erkennen unsere Mitarbeiter Profile mit unseriösen Absichten meist sehr schnell. Auffällige Profile werden abgelehnt bzw. gesperrt.
  • Wir haben darüber hinaus umfangreiche automatische Filter entwickelt, die Profile automatisiert auf auffällige Muster und Verhaltensweisen hin überprüfen. Dazu gehört beispielsweise, wenn Profile innerhalb kürzester Zeit auffällig viele Nachrichten versenden. Leider können wir diese Mechanismen nicht genauer erläutern, da wir andernfalls riskieren, uns von Scammern in die Karten schauen zu lassen und damit die Wirksamkeit der Mechanismen zu verringern. Dafür bitte ich um Verständnis.
  • Zudem können unsere Mitglieder uns über die Funktion „Mitglied melden“ auf auffällige Profile hinweisen. Gemeldete Profile werden dann von unseren Mitarbeitern sorgfältig überprüft und bei einem berechtigten Verdacht gesperrt.

Hinzu kommt, dass ElitePartner ein kostenpflichtiger Service ist. Schon allein das schreckt viele davon ab, bei uns ihr Unwesen zu treiben. Grundsätzlich sind Scammer stärker auf kostenlosen Plattformen zu finden.

Die Online-Partnersuche unterscheidet sich nicht von anderen Arten des Kennenlernens. Es ist immer wichtig, ein ausgewogenes Maß an Vorsicht walten zu lassen. Wir raten unseren Mitgliedern, eine neue Bekanntschaft mit gesundem Menschenverstand anzugehen und sich Zeit zu lassen, bis man seinem Gegenüber sein volles Vertrauen schenkt.

Quelle: Beatrice Bartsch (ElitePartner)

Wie schaffen Love Scammer es, ihren Opfern das Geld aus der Tasche zu ziehen? Ist das immer noch die alte Masche nach dem Motto "Ich habe Millionen auf dem Konto – aber das ist momentan gesperrt. Kannst Du mir mit 3.000 € für den Flug aushelfen?"

Ja, die alte Masche greift noch. Leicht schickt man viel Geld, weil man ja denkt, noch viel mehr dafür zu erhalten. Die Aussicht auf ein Leben im Luxus zieht einfach.

Und Fakt ist: Wer ein Helfersyndrom hat, der zahlt. Denn wer kann schon hören, dass es dem Liebsten schlecht geht und nur Geld helfen kann? Der Psychische Druck steig, die Gehirnwäsche greift und man rennt wie ferngesteuert los.


Was sollten Online-Dating-Anbieter, Ihrer Meinung nach, tun, um Love Scam einzudämmen?

Die Leute unbedingt genauer überprüfen, die sich anmelden. Es dauert nur wenige Minuten, Bilder zu prüfen und auch Daten. Das könnte so viel Unheil verhindern.

Es werden Existenzen, Leben und Vertrauen zerstört! Will man damit wirklich Geld verdienen? Deutsche Portale haben eine Aufsichtspflicht und sind mit haftbar, wenn jemand auf ihren Seiten zu Schaden kommt.


Die meisten Datingseiten haben einen Haftungsausschuss in ihren AGB verankert und garantieren nicht dafür, dass die Singles, die sich bei ihnen registriert haben, auch wahrheitsgemäße Angaben machen.

Laut Anwalt muss eine Datingseite für Sicherheit sorgen und Anmeldungen auch überprüfen. Das findet aber meist nicht statt. Singlebörsen garantieren oft, dass Personen echt sind und die Nutzung der Seite sicher sei. Das stimmt aber nicht.

Nur der Vermerk "Wenn Sie unsere Plattform verlassen, garantieren wir nicht für Ihre Sicherheit", schützt nicht. Man hat sich ja über diese Singlebörse oder Partnervermittlung kennengelernt und irgendwann geht es natürlich ins Private.

Die Plattformen haben eine Aufsichtspflicht! Und wenn ich den Scammern da dann regelrecht vor die Füße falle, stimmt etwas nicht!


Wie sehen Sie denn die Chancen, dass ein Opfer sein Recht bei einer Singlebörse bekommt?

Natürlich würde es einen langen Rechtsstreit geben, zu dem die Opfer dann aber auch nicht mehr fähig wären – weder psychisch noch finanziell. Es muss da unbedingt etwas getan werden, denn die Scammer sind unglaublich clever!

Romance Scam ist strafbarer Betrug

Regelmäßig ist in Deutschland beim Romance Scam der Straftatbestand des Betruges erfüllt. Denn meist wird von den Opfern eine Form des Gelddarlehens verlangt. Dies geschieht jedoch ohne die Absicht es jemals zurückzuzahlen. Es handelt sich daher um einen klassischen Eingehungs- oder Vorleistungsbetrug. Es drohen Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe. Regelmäßig liegt sogar ein gewerbsmäßiger Betrug als Bande vor. In diesen Fällen droht Freiheitsstrafe zwischen einem und zehn Jahren.

Da die Taten aber über das Internet stattfinden und die Hintermänner meist in Westafrika oder Osteuropa sitzen, ist die Ermittlung von Tatverdächtigen häufig schwierig bis unmöglich. Nur in den wenigsten Fällen gibt es auch greifbare Kontaktpersonen in Deutschland.

Obwohl die Chance die Hintermänner zu erwischen und das eigene Geld zurückzuerlangen gering ist, kann sich eine Strafanzeige bei der Polizei lohnen. In manchen Fällen gibt es nämlich doch verfolgbare Spuren. Zumindest erschwert man den Tätern dadurch das Finden neuer Opfer. Auch kann man sich gegebenenfalls vor eigenen Strafverfahren schützen.

Quelle: Anwalt-Strafverteidiger.de


Gibt es neue Methoden, Strategien oder Technologien, die Love Scammer anwenden? Welche Betrugsmethode ist aktuell in Mode?

Scammer werden immer raffinierter, aber auch brutaler. Sie geben den perfekten Partner, scheuen sich dann aber nicht handgreiflich zu werden. Beschimpfen oder pikante Fotos ins Netz setzen ist da noch harmlos.


Wie will ein Scammer, der im Ausland sitzt denn handgreiflich werden? Da müsste er ja vor der Haustür des Opfers stehen…

Es gibt genug Kumpels, die für etwas Geld mit dem grünen Bus durchs Land fahren, um dann irgendwo vor der Tür zu stehen. Das kommt immer häufiger vor! Hat es erst Prügel gegeben, zahlt man auch wieder.

Gewalt wird immer häufiger, leider kann ich es nicht anders beschreiben. Scam ist ein globales Verbrechen und gut organisiert. Wir haben kein Gesetz und die Polizei ist meist auch überfordert.


Können Sie von einem konkreten Fall berichten, was den grünen Bus angeht?

Ja, in Deutschland gab es 2016/2017 einen Fall. Die Dame wurde von ihrem Scammer unterrichtet, dass ein guter Freund in die Stadt kommen und ihr ein Geschenk mitbringen würde. Sie müsste den Freund vom Bus abholen.

Zuvor hatte sich die Dame mit ihrem Scammer gestritten, weil sie nicht mehr zahlen konnte. Zur Versöhnung sollte sie dann das Geschenk erhalten.

Sie dachte sich nichts dabei. Der Freund sollte eigentlich zu einem Konzert in die Stadt kommen. Sie traf den Mann da, wo alle grünen Busse ankommen. Sie ließ sich überreden, ihn mit nach Hause zu nehmen.

Da begann das Unheil: Er schlug und vergewaltigte sie! Er verschwand mit dem grünen Bus, so wie er gekommen war. Wie wir heraus fanden, kam der "Freund" aus Hamburg und war zu der Zeit dort im Asyl.


Sie zeigte ihn nicht an. Ergo: Keine Anzeige keine Festnahme.

Vor zwei Wochen meldete sich eine Frau aus Österreich mit fast der gleichen Geschichte bei mir via SOS Selbsthilfe Liebesbetrug: Erst kam einer, um sie zu verprügeln; zwei Wochen später kam einer, der sie vergewaltigte. Hier gibt es Anzeigen und Krankenhausberichte. Aber mit dem grünen Bus kann man schnell und einfach untertauchen.

Was denken Sie, wie sich die Love-Scam-Szene in den nächsten Jahren weiter entwickeln wird?

Ich denke dies Szene entwickelt sich rasend schnell, täglich gibt es mehr Scammer. Männer sind auch immer öfter betroffen, aber sie trauen sich nicht darüber zu sprechen oder sich Hilfe zu holen, deshalb ist die Dunkelziffer sehr hoch.

Love und Romance Scam darf kein Tabu-Thema sein. Es kann jeden treffen, egal aus welcher Schicht und welcher Herkunft!


Sehr geehrte Frau Tschorn, herzlichen Dank für das Aufschlussreiche Interview. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Kraft und Erfolg beim Kampf gegen Love und Romance Scammer!


Wer hat das Interview "Love Scammer Hilfe " geführt?

Alexandra Langbein arbeitet seit vielen Jahren als Singlebörsen-Testerin und ist unsere Ansprechpartnerin für die Medien.

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