"Es gibt keine spezielle Berufsausbildung als Singlecoach. Jeder darf dies tun."

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interview mit Regina Swoboda von Singlecoach Regina Swoboda

Regina Swoboda

Single-Coach bei OPEN4LIFE

Veröffentlicht: 29. April 2008

1999 gründete Persönlichkeitstrainerin & Singlecoach Regina Swoboda das Single-Coaching OPEN4LIFE. Im Trainingsteam von OPEN4LIFE beraten neben ihr und ihrem Mann weitere langjährig ausgebildete Spezialisten in Schauspiel und Kommunikation. Regina Swoboda ist Kinesiologin, anerkannte Mentorin im Mentoringprogramm der Uni Konstanz und  Expertin bei "Schreinemakers".



Im Singlecoachingseminar geht es um das Ansprechen und Anflirten, eben darum, wie man Neugier beim ersten Date erzeugt und gut beim anderen Geschlecht ankommt.

Frau Swoboda, Sie arbeiten als Singlecoach und bieten Seminare für Singles an. Zunächst ist uns bei unserem Test aufgefallen, dass es ein riesengroßes Begriffswirrwarr auf dem Gebiet "Seminare für Singles" gibt: "Single-Coaching", "Flirt-Training", "Pick-up-Artists", "NLP-Flirten"... Was ist hier eigentlich genau was?

Ja, es ist sicher sinnvoll, die Begriffe einmal zu klären. Single-Coaching und Flirttraining beziehen sich auf das Coaching von Singles bzw. auf das Erlernen des Flirtens allgemein. Diese Begriffe sagen noch nichts aus über die Methode, die angewendet wird.

Bei den Pick-up-Artists geht es darum, die Frauen "möglichst schnell zu verführen" und NLP-Flirten sagt etwas über die Methode aus, die benutzt wird, nämlich NLP.

OPEN4LIFE bietet Single-Coaching als Einzelcoaching an, und zwar in verschiedenen Seminaren für Singles: z. B. das Singlecoachingseminar für Männer und Frauen, das Männerflüstererseminar exklusiv für Frauen und einen abendlichen Flirtworkshop ("hinreissend weiblich - unwiderstehlich männlich").

Im Singlecoachingseminar geht es um das Ansprechen und Anflirten, eben darum, wie man Neugier beim ersten Date erzeugt und gut beim anderen Geschlecht ankommt. Im Flirtworkshop geht es um die rein "männlichen", bzw. "weiblichen" Signale und eine bessere Ausstrahlung. Beim "Männerfüsterer" geht es um die Kunst der Frau, so mit dem Mann zu sprechen, dass er sie gerne unterstützt und verwöhnt.


Und wie kann der Single für sich selbst herausfinden, welche Form für ihn geeignet ist?

Am Besten dadurch, indem der Single die Ausschreibungen durchliest, darauf schaut, welche Ergebnisse versprochen werden und sich auf sein Gefühl und seine Neugier verlässt. 

Es ist hier auch sinnvoll, sich vom Trainer beraten zu lassen. Wenn mich ein Kunde anruft, frage ich ihn danach, was er verbessern oder erreichen möchte und kann dann sehr genau Auskunft geben, mit welchem Seminar dieses Ziel erreicht wird.


Gibt es denn spezielle Ausbildungen für Seminarleiter - oder darf sich jeder, der von sich selbst glaubt, Talent zu haben, als "Singlecoach" o.ä. bezeichnen und dann loslegen?

Es gibt keine spezielle Berufsausbildung als Singlecoach. Jeder, der sicher ist, hier etwas anbieten zu können, darf dies tun. OPEN4LIFE bietet allgemeine Ausbildungen als Coach in Theorie und Praxis an. Im Anschluss daran werden die Coache darin gecoacht, ihre spezielle Marktnische und ihr Talent zu finden. Wir achten also sehr darauf, dass unsere Coache eine kompetente Schulung erhalten haben.


Wie ist denn Ihr Ausbildungshintergrund? Warum fühlen Sie sich dazu berufen, als Singlecoach zu arbeiten?

Ich habe verschiedene Coachingausbildungen absolviert - teils in den USA, teils in Deutschland und ich wende vielseitige Methoden an. Begonnen habe ich als Business- und Persönlichkeitscoach.

Da ich selbst lange Zeit Single war (erst "normaler" Single, dann "Single mit Kind"), habe ich mich mit Beziehungen und Ausstrahlung quasi aus eigener Not heraus befasst. Mit Erfolg: Kurz darauf habe meinen Mann kennen gelernt. Auf unserer Hochzeit berichteten wir, wie wir uns kennen gelernt haben und wurden daraufhin im Freundeskreis zu Ansprechpartnern in Beziehungfragen und in der Frage: "Wie schaffe ich es, den richtigen Partner zu finden?"


Und wie viele Jahre sind Sie schon dabei?

Vor 10 Jahren haben mein Mann und ich den ersten Singlekurs in München durchgeführt. Damals haben wir Singles über den Zeitraum von 6 Wochen hinweg begleitet. Heute leiten wir alle zwei Wochen Singleseminare in vielen Städten Deutschlands und auch in der Schweiz.


Würden Sie sagen, dass Sie in einer "Boombranche" arbeiten? Wird das Interesse an Singlecoaching immer größer?

Es gibt immer mehr Menschen, die sich eine Partnerschaft wünschen und nicht wissen, wie sie sich diesen Traum erfüllen können.


Woran liegt das? Verlernen Leute immer mehr das Flirten, so dass der Bedarf steigt? Oder ist die Hemmschwelle der Singles gesunken, sich bei einem Singlecoaching anzumelden?

In einer Zeit, wo Kennenlernen "in der freien Wildbahn" immer seltener wird, die Menschen am Rechner arbeiten und sich über den Rechner begegnen, wird das Flirten wirklich verlernt.

Und: Wir lernen in unseren Ausbildungen alles mögliche, aber nicht, wie ich Kontakt bekomme, wie ich ihn halte, wie ich als Person, bzw. als Mann oder Frau wirke und wie ich besser kommuniziere.


Was darf ein Teilnehmer, der bei Ihnen ein Seminar wie "Flirten ist Fun!" bucht, erwarten?

In erster Linie viel Spaß und nette Leute. Außerdem bekommen die Teilnehmer Feedback über ihre Wirkung und wie sie diese verbessern können. Bei einem echten Date erfahren die Menschen nie, woran es wirklich gelegen hat, wenn es nicht weiter geht. Bei uns erhalten die Männer und Frauen ehrliches Feedback über ihre Stärken und darüber, was sie verändern können. Sie entdecken, was im Kopf des anderen Geschlechts vor sich geht und erleben dabei meist Überraschungen. 

Außerdem erhalten die Teilnehmer nützliche Werkzeuge in Sachen Kommunikation. Sie lernen, wie sie jemanden ansprechen, wie sie im Gespräch interessant bleiben, wie sie Anerkennung ausdrücken und Komplimente machen, wie sie die andere Person emotional "berühren" und wie sie ein Folgedate einleiten. 

Durch die vielen Übungen und den unterstützenden Umgang mit dem anderen Geschlecht bekommen sie ein Gefühl dafür, was beim Daten funktioniert und was nicht. 


Wie viele Singles nehmen an einem solchen Seminar im Schnitt teil?

Zwischen 8 bis 16 Männer und Frauen. 


Und wo liegt die Altersspanne?

Ende 20 bis Mitte 50.


Sind die Probleme der teilnehmenden Singles sehr individuell oder erkennen Sie gewisse Grundprobleme, die viele Singles betreffen?

Es gibt Grundprobleme: Manchen fällt es leicht, ein Gespräch zu führen, wenn sie jemanden schon kennen, aber sie wissen nicht, wie sie überhaupt mit dem "Objekt der Begierde" in Kontakt kommen können.

Andere können leicht ein Gespräch beginnen, wissen dann aber nicht, wie sie es am Laufen und interessant halten können.
Wieder andere wollen wissen, warum kein Mann oder keine Frau dauerhaft "anbeißt" und was sie anders machen können.


Geht es dabei eher um Probleme in der Persönlichkeit oder einfach um bestimmte Techniken des Flirt-Handwerks, die bei den Singles dafür sorgen, dass sie nicht so zum Zuge kommen wie andere?

Das ist eine gute Frage. Im Singleseminar wie auch im Flirtworkshop geht es um Techniken und um die Verbesserung der Ausstrahlung. Wenn ich weiß, was ich reden kann, wie ich Nähe aufbaue und wie ich als Mann bzw. als Frau besser wirke, werde ich mich dadurch beim Date schon sicherer und wohler fühlen. 

Natürlich gibt es bei jedem Menschen - auch bei Nichtsingles Seiten in der Persönlichkeit, die generell Erfolg, Nähe oder Partnerschaft verhindern. Für die Menschen also, die über die Kommunikationswerkzeuge hinaus an sich zu arbeiten bereit sind, bieten wir tiefer gehende Seminare an wie zum Beispiel "Open4Love" oder die "Powerreihe" mit Themen wie Schlagfertigkeit, Selbstbewusstsein, Mut, Selbstausdruck, Charisma usw.


Worin unterscheiden sich denn die Flirtprobleme von Frauen und Männern?

Im allgemeinen wollen Frauen lernen, Signale zu setzen und Männer wollen die Signale, die sie erhalten, richtig deuten. Die Männer werden vorsichtiger und unsicherer in der Kommunikation mit Frauen. Viele arbeiten in hochspezialisierten Berufen, in denen sie vorwiegend fachlich kommunizieren und fühlen sich daher auf dem persönlichen Parkett unwohl.

Frauen sind in ihrer Weiblichkeit verunsichert. Sie stehen im Leben und im Beruf "ihren Mann", schauen aber scheu weg, wenn ihnen ein Mann gut gefällt. Viele der Teilnehmer/innen berichten, dass sie immer nur der "gute Freund" sind oder das sie besonders dann, wenn ihnen jemand gut gefällt, nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen.


Und sind Ihnen besondere Berufsgruppen aufgefallen, die sich bei Ihnen besonders häufig oder besonders selten anmelden?

Wir haben schon jeden Beruf in den Trainings vertreten gehabt. Allerdings haben wir regelmäßig Ingeniere, Techniker und Computerspezialisten mit dabei.


Wie viel Prozent Ihrer Teilnehmer sind hinterher "geheilt" wenn man das so sagen darf? Was ist eine realistische Erwartung, die man an so ein Seminar haben darf?

Da unsere Teilnehmer nicht "krank" sind, können sie auch nicht "geheilt" werden. Man kann aber auf jeden Fall erwarten, dass man hinterher besser kommunizieren kann, weniger Angst hat, etwas falsch zu machen und mehr weiß, wie Frauen bzw. Männer "ticken".
Es ist wie bei einer Treppe: Jeder steht schon zu Beginn des Trainings auf einer anderen Stufe. Am Ende des Trainings hat jede/r ein bis zwei Stufen erklommen und natürlich steht auch hier wieder jede/r woanders. Der weitere Erfolg hängt dann auch davon ab, ob und wie häufig die Teilnehmer/innen die gelernten Werkzeuge anwenden.

Was das Kennenlernen betrifft: Wir erhalten viele Mails, in den die Teilnehmer über ihre Erfolgserlebnisse berichten. Das freut uns sehr und macht uns erst richtig zufrieden. Und einige Singles haben sich auch schon im Training gefunden.


Wo wir so viel übers Flirten gesprochen haben: Sie sind glücklich verheiratet. Kommt man da nicht aus dem Training? Wann haben Sie selbst denn das letzte Mal intensiv geflirtet?

Das Thema Flirten hat etwas mit dem Wohlfühlen in der eigenen Weiblichkeit bzw. Männlichkeit und mit Sinnlichkeit zu tun. Verheiratet zu sein steht dem nicht entgegen. Für mich geht es auch nicht nur darum, den Teilnehmer/innen zu vermitteln, wie sie einen Partner anflirten und "an die Angel" bekommen, sondern wie sie darüber hinaus die Grundlage für eine erfüllte Beziehung aufzubauen.


Frau Swoboda, wir danken Ihnen herzlich für das Gespräch!


Wer hat das Interview "Singlecoach Regina Swoboda" geführt?

Pamela Moucha arbeitet in der Test-Redaktion und verliebt sich gelegentlich beim Pilzesuchen im Wald.

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